Beckinger Schraubenfabrik ist insolvent

Beckingen/Düsseldorf. Der deutsche Teil der Autozulieferer-Gruppe Acument, zu der auch das Werk in Beckingen mit 340 Beschäftigten gehört, ist insolvent. Das geht aus einer Veröffentlichung des Amtsgerichts Düsseldorf hervor. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die Schrauben- und Bolzenfabriken wurde der Düsseldorfer Anwalt Wolf-R. von der Fecht bestellt

Beckingen/Düsseldorf. Der deutsche Teil der Autozulieferer-Gruppe Acument, zu der auch das Werk in Beckingen mit 340 Beschäftigten gehört, ist insolvent. Das geht aus einer Veröffentlichung des Amtsgerichts Düsseldorf hervor. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die Schrauben- und Bolzenfabriken wurde der Düsseldorfer Anwalt Wolf-R. von der Fecht bestellt. Von der Insolvenz sind insgesamt drei Unternehmen betroffen: Die Acument GmbH (Neuss), die Acument Beteiligungs-GmbH (Neuwied) und die King-Holding Germany GmbH (Neuwied). Die Hauptkunden-Sparte von Acument ist die Automobilindustrie. Die Gruppe gehört seit August 2006 dem US-amerikanischen Private-Equity-Fonds Platinum Equity mit Sitz in Beverly Hills (Kalifornien). Zuvor war die Gruppe Teil des US-Konzerns Textron aus Providence (Rhode Island). Die Konzernzentrale von Acument befindet sich in Troy (Michigan). In Deutschland verfügt die Gruppe über Werke in Neuss, Neuwied, Schrozberg (Landkreis Schwäbisch-Hall), Dürbheim (Landkreis Tuttlingen) und Beckingen sowie über ein Logistik-Zentrum in Köln. Acument begründet in einer Stellungnahme die Insolvenz damit, dass der "starke Rückgang der Automobil-Industrie eine Restrukturierung" der Gruppe erforderlich mache. "Produktion und Lieferung laufen ohne Unterbrechung weiter." Dem Amtsgericht Düsseldorf sei ein Insolvenzplan vorgelegt worden. Man will über die Insolvenz in Eigenverwaltung "eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur schaffen, unsere Einrichtungen in Deutschland erhalten und so viele Arbeitsplätze wie möglich in Deutschland sichern". Betroffen seien 1700 Mitarbeiter.140-jährige GeschichteDas Beckinger Werk ist ein saarländisches Traditions-Unternehmen, das auf eine 140-jährige Geschichte zurückblicken kann. Lange Jahre war das Unternehmen als Karcher Schraubenwerke bekannt, benannt nach Friedrich Bernhard Karcher, der 1872 die kaufmännische Leitung übernahm. 1974 kaufte Arbed Saarstahl die Fabrik. 1980 kam der Zusammenschluss mit der Firma Bauer & Schaurte (Neuss) zu Bauer & Schaurte Karcher (BSK). Mit dem Konkurs der Saarstahl AG im Jahr 1993 rutschte auch BSK in die Pleite. Der damalige Konkursverwalter, der Saarbrücker Rechtsanwalt Udo Gröner, konnte das Werk erhalten und es an die französische Industriegruppe Valois verkaufen. Es wurde 1996 an Textron weiterverkauft und in Textron Verbindungstechnik umbenannt.Für den 2. Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Völklingen, Guido Lesch, "hat die Belegschaft einen Verdienstorden verdient für ihre außerordentlichen Anstrengungen". Dass jetzt ein Insolvenzverfahren erfolgt, sei "höchst fragwürdig". "Hier müssen die Politik, Justiz, Gläubiger, Wirtschaft und Arbeitnehmer genau hinschauen, ob dieses Verfahren so überhaupt gerechtfertigt ist". In Beckingen würden schwarze Zahlen geschrieben. Wirtschafts-Staatssekretär Albert Hettrich sagte, dass Anwalt Udo Gröner damit beauftragt sei, das Insolvenzverfahren zu begleiten und regionale Interessen zu vertreten. Ziel sei es, "möglichst viel im Land zu halten". Das sei im Interesse aller. Für Montag ist bei Acument in Beckingen eine Betriebsversammlung angesetzt.

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