"Bauern brauchen höhere Preise"

Herr Sonnleitner, wie werden sich die in letzter Zeit gestiegenen Lebensmittelpreise weiter entwickeln?Sonnleitner: Bei uns in Deutschland wird es moderat steigende Lebensmittelpreise geben, ungefähr entlang der allgemeinen Inflation

Herr Sonnleitner, wie werden sich die in letzter Zeit gestiegenen Lebensmittelpreise weiter entwickeln?Sonnleitner: Bei uns in Deutschland wird es moderat steigende Lebensmittelpreise geben, ungefähr entlang der allgemeinen Inflation. Unterm Strich werden sich die deutschen Verbraucher aber immer noch und auch in Zukunft - gemessen an ihrem Einkommen - mit am preisgünstigsten auf der ganzen Welt ernähren. Profitieren die Bauern überhaupt von dem Preisschub?Sonnleitner: Es gibt bei uns keinen Preisschub. Zum Beispiel bekommen die Bauern für Milch schon wieder weniger, auch die Schweinepreise sind gesunken. Die Butter kostet heute wieder so viel wie vor der Preiserhöhung im Sommer 2007.Bei den Milchbauern kocht derzeit die Stimmung wegen sinkender Preise besonders hoch. Der Verband der Milchviehhalter droht gar mit Lieferstopp. Wie wollen Sie den Bauern helfen?Sonnleitner: Die Milchbauern müssen zusammenhalten. Ihre Kosten sind enorm gestiegen, die Preise bröckeln, deswegen ist die Unruhe groß. Zum wirtschaftlichen Überleben brauchen die Milchbauern höhere Preise. Die Vorschläge gehen nun bis hin zum Lieferboykott. Unsere Strategie ist aber, dass wir geschlossen auftreten und uns nicht vom Lebensmittelhandel an die Wand drücken lassen. Die Molkereien sind gefordert, dass sie gegenüber dem Handel nicht einknicken und in ihren Forderungen hart bleiben. Die Verhandlungslinie heißt: Wir brauchen mehr für unsere Produkte und für die Bauern. Das nutzt auch den Verbrauchern, denn bei nicht kostendeckenden Preisen geht die Milchproduktion und die Vielfalt des Angebots verloren. Wir erwarten auch Unterstützung von der Gesellschaft: dass die Verbraucher solche Geschäfte meiden, die die Landwirtschaft ruinieren wollen. Der Anbau von Rohstoffen zur Energiegewinnung ist in die Kritik geraten, weil gerade in Entwicklungsländern Nahrungsmittel fehlen. Zu Recht?Sonnleitner: Unser Anteil an Bioenergie-Erzeugung ist relativ bescheiden, durch die Preisentwicklung stehen in vielen Fällen schon Anlagen still, Nahrungsmittelerzeugung ist attraktiver. Der Hunger in der Welt hat andere Ursachen: totalitäre Staaten, Bürgerkriege, Korruption. Unsere Bioenergie-Schiene hat mit den 800 Millionen hungernden Menschen auf der Welt nichts zu tun. Wie hoch ist der Anteil der Energie-Pflanzen an der Anbaufläche?Sonnleitner: Zwei von 17 Millionen Hektar der Fläche in Deutschland werden dafür genutzt. Man muss aber auch sehen, wo wir herkommen. Bis vor kurzem haben wir in der EU noch eine zehnprozentige Stilllegung von Ackerflächen zur Begrenzung der Getreideproduktion gehabt. Welche Botschaft haben Sie für die Landwirte im Saarland?Sonnleitner: Wir haben mit großen Schwierigkeiten am Milchmarkt zu kämpfen, aber bereits ab Sommer werden die Preise wieder anziehen und wird sich die wirtschaftliche Situation unserer Milchbauern wieder bessern. Langfristig gesehen ist Deutschland ein guter Agrar- und Milchstandort. Wir haben gute Molkereien, deren Produkte weltweit sehr gut nachgefragt werden. Beim Getreide haben wir jetzt schon bessere Märkte als in der Vergangenheit, und das wird auch so bleiben. Von daher bin ich für die Zukunft optimistisch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort