Bauer sucht Azubi

St. Ingbert. "Als ich mich entschieden hatte, nach meinem Abitur in die Landwirtschaft zu gehen und nicht zu studieren, wurde ich schon komisch angeguckt", blickt Fabian Scheffler auf das Ende seiner Schulzeit zurück. Doch das war ihm gleich. "Ich wollte zuerst etwas mit meinen Händen machen

St. Ingbert. "Als ich mich entschieden hatte, nach meinem Abitur in die Landwirtschaft zu gehen und nicht zu studieren, wurde ich schon komisch angeguckt", blickt Fabian Scheffler auf das Ende seiner Schulzeit zurück. Doch das war ihm gleich. "Ich wollte zuerst etwas mit meinen Händen machen. Die Möglichkeit zu studieren besteht ja nach wie vor", sagt der 21-Jährige aus Püttlingen.Auf dem Rittershof bei St. Ingbert-Hassel absolviert Scheffler derzeit den zweiten Teil seiner Ausbildung zum Landwirt. "In der Landwirtschaft ist es normal, dass man zwischendurch den Hof wechselt, um möglichst viele Bereiche kennenzulernen", sagt der Jungbauer. Das Hauptstandbein des Ausbildungsbetriebs ist die Schweinemast - 500 bis 600 Tiere hält Bauer Franz-Josef Eberl auf dem Gehöft. "Im ersten Lehrjahr war ich auf dem Hof der Familie Schreiner in Blieskastel-Breitfurt. Das ist ein Milchbetrieb mit 110 Milchkühen und den Nachzuchten, insgesamt etwa 250 Tieren."

Seit 1982 bewirtschaftet Franz-Josef Eberl den Rittershof. Drei Lehrlinge hat er seither ausgebildet, "und mit allen hatte ich Glück, das waren prima Jungs". Auch diesen Sommer würde er wieder einen Azubi einstellen - wenn er denn einen finden würde. "Das ist richtig schwierig geworden", erzählt Eberl. Wie ihm geht es vielen: Zehn Bauernhöfe suchen auf der Internetseite der saarländischen Landwirtschaftskammer (LWK) nach Nachwuchskräften. Wieso sind die so schwer zu finden? Das liegt einerseits am demografischen Wandel. "Vielleicht wird aber auch das Berufsbild nach außen nicht optimal vermittelt. Dabei ist das ein interessanter und vielseitiger Beruf, der viel Wissen erfordert", schwärmt Eberl. Denn neben der Arbeit im Stall sowie auf der Wiese und dem Feld sei viel Technikwissen gefragt. Auch haben in der Landwirtschaft die Computer längst Einzug gehalten. Jedoch kennen die Tiere, die versorgt werden müssen, kein Wochenende. Man wird dreckig bei der Arbeit, und stinken kann es auch. "Das wollen junge Menschen heute nicht mehr", sagt Eberl. Und so komme es, "dass etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe keinen Nachfolger haben". Er selbst weiß auch noch nicht, wie es später einmal mit dem Familienbetrieb weitergehen wird.

"Wer heute einen landwirtschaftlichen Beruf erlernt, hat eine ausgesprochen gute Zukunftsperspektive", sagt Cornelia Mündel-Wirz von der LWK. "Jeder braucht Eier, Milch, Getreide oder Fleisch." 450 Ausbildungsverträge sind derzeit bei der Kammer registriert - nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in 14 "grünen" Berufen. Dazu zählen Forstwirte, Gärtner, Milchtechnologen oder Pferdewirte.

Für Fabian Scheffler ist das Thema Ausbildung bald vorbei, denn er steckt mitten in seiner Abschlussprüfung. Wenn er die geschafft hat, will er zunächst ein halbes Jahr im Ausland arbeiten, "um weitere Erfahrungen zu sammeln". Australien ist das Ziel. Nach der Rückkehr will er sich weiterbilden - ob in der Meisterschule oder auf der Universität ist noch unklar - und später mit reichlich Wissen im Gepäck den Hof seines Großvaters in Schwalbach-Sprengen übernehmen.

lwk-saarland.de

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