BASF stoppt Milliarden-Deal mit Gazprom

Ludwigshafen/Moskau · Der deutsche Chemieriese BASF und der russische Energiekonzern Gazprom lassen ein Milliardengeschäft platzen – aus politischen Gründen. Ist das der Anfang vom Ende einer Zusammenarbeit?

Es sollte die neue Stufe einer milliardenschweren Zusammenarbeit des weltgrößten Chemiekonzerns BASF mit dem russischen Energieriesen Gazprom werden. Geplant war, dass die BASF-Tochter Wintershall das bislang gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft vollständig an Gazprom überträgt. Im Gegenzug war die gemeinsame Erschließung von Gasfeldern in Westsibirien vorgesehen. Doch diese Pläne, den Deutschen mehr Zugang zum russischen Markt und den Russen mehr Gewicht auf dem deutschen Markt zu geben, passen nicht mehr. Es herrscht Eiszeit in den deutsch-russischen Beziehungen wegen des Ukraine-Konflikts. Wegen der miesen Stimmung - befeuert von Sanktionen gegen Russland - verzichten deutsche Unternehmen schon seit Monaten lieber auf den Abschluss neuer Projekte. Selbst das Halten der laufenden Zusammenarbeit gilt als Herausforderung.

BASF hätte aus Sicht von Kommentatoren kaum erklären können, wie es dem russischen Staatskonzern Gazprom ausgerechnet in der schlimmsten Krise seit Ende des Kalten Kriegs mehr Macht auf dem westlichen Energiemarkt gewährt. Druck von der Bundesregierung auf BASF habe es hier aber nicht gegeben, wie eine Sprecherin des Wirtschaftsministerium beteuert. Wichtig sei, dass die Gasversorgung nicht gefährdet ist. Hinter den Kulissen erklären westliche Konzernchefs bei Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin gleichwohl, dass ihnen die Hände gebunden seien. Viele wollen weiter ihre Geschäfte auf dem riesigen russischen Markt machen und fürchten, dass er ihnen entgleitet. Doch die politische Krise zwischen Berlin und Moskau gilt als Hindernis.

Als Rückschlag für die russisch-europäisch-deutsche Beziehung wertet der Gasmarkt-Experte Heiko Lohmann das geplatzte Geschäft. Es wirke so, als ob die Russen alles, was an Vertrauen in Richtung Europa aufgebaut worden sei, kappten und das Signal aussendeten: "Wir glauben im Moment nicht, dass die Energiebeziehungen entwicklungsfähig sind. Holt Euch das Gas künftig an der russischen Grenze ab!" Ein bisschen sei das auch von der EU und ihren kritischen Stellungnahmen zu dem Deal provoziert worden. Zuletzt hatten die Russen der EU eine Blockadehaltung vorgeworfen und das größte europäische Gaspipeline-Projekt South Stream platzen lassen.

Andererseits bedeutet das Platzen des Geschäfts zwischen Gazprom und BASF kein Abbruch der Beziehungen. So betont die BASF-Tochter Wintershall, dass bestehende Gemeinschaftsunternehmen bei der Öl- und Gasförderung reibungslos liefen. Keine Abstriche bei den Investitionen für laufende Projekte also. "In einem politisch nur schwer vorhersehbaren Umfeld setzen wir die bisherigen Joint Ventures in Europa und Russland gemeinsam fort", sagte Wintershall-Sprecher Michael Sasse. "Wir setzen auf Kontinuität."

Aus den Äußerungen von BASF-Vorstandschef Kurt Bock ist sein Bedauern klar zu entnehmen. BASF verfolgt seit Jahren die Strategie, die Erkundung von Öl- und Gas-Lagerstätten und die Förderung auszubauen. Russland gilt als Kernregion. Dabei soll es bleiben - auch ohne den Tausch mit Gazprom.

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