„Bargeld in Deutschland nicht abschaffen“

Saarbrücken/Saarlouis · Europaweit läuft eine Diskussion über die Abschaffung von oder ein Limit für Barzahlung. Kuni Ludwig Both, Präsident des Europaverbandes der Selbstständigen – Deutschland (ESD) sieht in solchen Plänen gravierende Nachteile für Einzelhändler und Verbraucher.

 Kuni Ludwig Both

Kuni Ludwig Both

Foto: Verband

. "Wir müssen aufpassen, dass der Staat uns nicht noch in die letzte Tasche schaut." Kuni Ludwig Both, Präsident des Europaverbandes der Selbstständigen - Deutschland (ESD), wehrt sich gegen den Trend, das Bezahlen mit Bargeld weiter einzuschränken. Der Saarlouiser Immobilien-Unternehmer, dessen Verband zahlreiche kleine Einzelhändler betreut und vertritt, sieht deren Existenz bedroht.

"Viele können sich die Einführung neuer Zahlungssysteme und die entsprechende Netz-Infrastruktur gar nicht leisten", so Both. Sie müssten nicht nur ein EC-Terminal, sondern auch einen Scanner für das Bezahlen mit dem Handy und dazu noch ein Gerät für die virtuelle Währung Bitcoin bereithalten. "Die einzigen, die am bargeldlosen Zahlungsverkehr Interesse haben, sind Banken und Großkonzerne." Neben den Ladenbesitzern seien die Verbraucher die Dummen. "Durch das bargeldlose Bezahlen werden wir alle endgültig zu gläsernen Bürgern." Der Verbands-Lobbyist weiß, dass es dem Bargeld nicht sofort an den Kragen geht. "Doch wir müssen den Anfängen wehren."

Schon heute sprechen sich viele dafür aus, Obergrenzen für das Bezahlen mit Bargeld festzulegen. Für Saar-Finanzminister Stephan Toscani (CDU ) ist ein Limit von 5000 Euro vorstellbar. Dies würde Geldwäsche und Schwarzarbeit eindämmen, meint er. Ganz abschaffen will er das Bargeld nicht. Toscanis Amtskollege aus Nordrhein-Westfalen, Norbert Walter-Borjans (SPD ), legt die Latte noch tiefer - zwischen 2000 und 3000 Euro. Darüber hinaus müsse mit dem bargeldlosen Bezahlen Schluss sein. "Kriminelle sind meistens Barzahler", ließ er in einem Interview des "Iserlohner Kreisanzeigers" wissen. "Wenn jemand das Luxus-Auto, die Luxus-Uhr oder die Immobilie mit einem Geldbündel bezahlt, ist das nicht nur ungewöhnlich, sondern man kann das durchaus mit Skepsis sehen." Ähnlich argumentiert Toscani, der aber auch die Gefahr einräumt, "dass bei bargeldloser Zahlung Verbraucherprofile ermittelt und verkauft werden können". Die Finanzminister stimmen derzeit eine gemeinsame Linie für Deutschland ab.

In Frankreich liegt die Schranke für bargeldloses Bezahlen seit 1. September bei 1000 Euro. Dass gleiche gilt für Italien. In Belgien gibt es eine Beschränkung auf 5000 Euro. Ganz anders in Schweden: Dort wird sogar schon das Bier in der Kneipe mit einer Karte gezahlt. Viele Geschäfte akzeptieren keine Geldscheine mehr. Die Zahl bargeldloser Selbstbedienungskassen steigt in dem skandinavischen Land rasant.

Die Deutschen bevorzugen Bargeld. "Über 50 Prozent aller Güter und Dienstleistungen werden in Deutschland noch bar bezahlt", heißt es beim Bankenverband Saarland. Das seien 80 Prozent aller Transaktionen. Auch zwei Drittel der jungen Leute zwischen 19 und 24 tätigen etwa 67 Prozent ihrer Käufe mit Scheinen und Münzen. Daher sollte in die Debatte um eine Bargeld-Schranke "auch die kulturelle Situation Deutschlands einbezogen werden", so der Bankenverband.

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