Barack Obama hat ein Caroline-Problem

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Washington. Es war ein Moment, der Barack Obama im Nominierungs-Duell mit Hillary Clinton spektakulär frischen Rückenwind gab. Am 27. Januar letzten Jahres veröffentlichte Caroline Kennedy, das einzige überlebende Kind des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, in der "New York Times" einen Gastbeitrag. Unter dem Titel "Ein Präsident wie mein Vater" rief sie die Amerikaner auf, Barack Obama die Stimme zu geben - und stellte sich damit gegen Hillary Clinton, für die sie sich bisher stark gemacht hatte. Seitdem steht Obama vor der heiklen Frage: Wie diese wichtige Unterstützerin belohnen - zumal die Anwältin und Buchautorin aus ihren neu entdeckten politischen Ambitionen keinen Hehl macht? Zunächst war Insidern zufolge ein Kabinettsposten im Gespräch, dann bewarb sich Caroline Kennedy um den New Yorker Senats-Sitz der zur Außenministerin aufgerückten Hillary Clinton - doch demontierte sich selbst durch einige Interviews, in denen sie ausweichend antwortete und eine schlechte Figur machte, und warf dann aus "persönlichen Gründen" das Handtuch. Und nun ist sogar der "Trostpreis" in höchster Gefahr, den sich Obama-Helfer sowie der mit Kennedy befreundete Senator und Ex-Präsidentschaftskandidat John Kerry für die 51-jährige Katholikin ausgedacht hatten: Die Nominierung als neue Vatikan-Botschafterin der USA. Denn in derart sensiblen Personalfragen gibt es gewöhnlich Vor-Sondierungen auf vertraulicher Ebene - und dabei hätten sich Obama und Kennedy, so heißt es jetzt übereinstimmend aus mehreren Quellen, vom Heiligen Stuhl einen Korb geholt. Auf diplomatischen Kanälen sandte Papst Benedikt XVI. klare Rauchzeichen, dass Kennedy als "persona non grata" gilt. Katholische Organisationen hatten gleichzeitig in den USA eine deutliche Ablehnung signalisiert: Eine Nominierung der "angeblichen Katholikin" Kennedy würde vom Heiligen Stuhl als "kalkulierte Beleidigung" gesehen werden, warnte der Direktor der "Catholic Action League", eine einflussreiche Gruppe in den USA. Die Kritiker beziehen sich vor allem darauf, dass Caroline Kennedy sich selbst als klare Abtreibungs-Befürworterin bezeichnet und ebenso explizit für die Forschung mit embryonalen Stammzellen plädiert, die nach dem Willen des Weißen Hauses nun wieder staatlich gefördert werden soll. Damit liegt sie auf einer Linie mit Barack Obama, doch auf unübersehbarem Kollisionskurs zum Vatikan, der -wie zu hören ist - auch bei zwei anderen möglichen Kandidaten Obamas bereits ein "Nein" signalisiert haben soll, wobei bei einem Bewerber angeblich eine Scheidung als unüberwindbare Hürde gilt.Im Verhältnis zwischen Weißem Haus und Heiligem Stuhl ist es seit 1984 ein ungeschriebenes Gesetz, dass vor einer Botschafter-Nominierung Abstimmungen stattfinden. Daher durfte bisher kein Abtreibungs-Befürworter den delikaten Posten übernehmen. Ein Prinzip, an dem sich nach Worten des früheren US-Botschafters beim Vatikan, Raymond Flynn, nichts ändern sollte: "Caroline Kennedy ist eine problematische Figur, ihre Berufung wäre ein Fehler." Dass angesichts dieses Widerstandes Obama die Nominierung durchboxt, glauben Beobachter in den USA nicht. Denn schließlich steht im Juli das erste Treffen mit dem Papst in Rom an - und auch dieses soll, wie die gerade beendete Europa-Tour Obamas, trotz klarer thematischer Gegensätze möglichst harmonisch verlaufen.

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