Bankberater müssen registriert werden

München. Mit Beginn der Finanzkrise vor gut vier Jahren ist ein Berufsstand in anhaltende Kritik geraten, der bis dahin vor allem Träume von wachsendem Vermögen nährte: Viele Anleger, die nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers und den folgenden Verwerfungen ein Vermögen verloren, warfen ihren Bankberatern schlechte Beratung vor

München. Mit Beginn der Finanzkrise vor gut vier Jahren ist ein Berufsstand in anhaltende Kritik geraten, der bis dahin vor allem Träume von wachsendem Vermögen nährte: Viele Anleger, die nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers und den folgenden Verwerfungen ein Vermögen verloren, warfen ihren Bankberatern schlechte Beratung vor. An diesem Donnerstag nimmt deshalb eine vom Gesetzgeber geschaffene Kontrollinstanz ihre Arbeit auf: Bei der Bankenaufsicht Bafin müssen alle Bankberater registriert werden, Beschwerden der Kunden werden gesammelt. Rund 300 000 Bankberater gibt es in Deutschland. Wieviele von diesen schon registriert sind, konnte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bislang nicht sagen. Für die, die ihre Daten über das seit Anfang September laufende Meldeverfahren noch nicht abgegeben haben, wird es nun aber höchste Zeit: Denn es besteht für alle Berater eine Anzeigepflicht.Zu den gesammelten Daten gehören nicht nur persönliche Angaben wie Name und Geburtsdatum. Die Berater müssen auch gewisse Mindestanforderungen belegen, die auf die Qualität der Anlageberatung Einfluss nehmen können. Dazu gehören etwa Angaben zu ihrer Ausbildung und zu ihrem Werdegang. Außerdem muss ein Nachweis erbracht werden, dass ein Mitarbeiter die nötige Zuverlässigkeit zeigt. Erfüllen die Berater einer Bank nicht die Voraussetzungen, kann die Bafin gegen das Kreditinstitut vorgehen.

Der zweite Teil der Datenbank stärkt die Rechte der Bankkunden. Sie können nun nicht nur wie schon bisher ihrem Ärger über eine vermeintlich falsche Beratung in Briefen oder per Mails Luft machen - diese Beschwerden müssen nun auch zwingend von den Banken an die Bafin weiter gereicht werden. Außerdem können sie auch direkt an die Bafin gerichtet werden.

In der neuen Bafin-Datenbank steht damit künftig also nicht nur beispielsweise Peter Mustermann, 46 Jahre, Bankkaufmann, ohne Eintrag im polizeilichen Führungszeugnis. Dahinter steht dann auch die Zahl der Kunden, die sich über diesen beschwert haben. Die Einträge können unmittelbare Folgen bekommen: Denn sowohl den Banken als auch den Beratern drohen Bußgelder, die Sanktionen können bis zu einem - zeitlich begrenzten - Berufsverbot gehen. Gerade diese Art des Prangers ist aber umstritten. Denn die Beschwerden der Kunden werden nicht auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Falls also ein Kunde seinen Bankberater trotz Warnungen mit hochriskanten Spekulationsgeschäften beauftragt und sein Geld verliert, kann er sich ebenso beschweren wie der Kunde, der sich von seinem Berater zu Recht schlecht betreut fühlt. Beide Beschwerden werden gleichrangig geführt. Anders als bisher will die Bafin aber in Zukunft stärker in die Fläche gehen und vor Ort mit Banken und Beratern sprechen, falls es zu Beschwerden kommt.

Ob das Beraterregister eine dauerhafte Einrichtung wird, wird allerdings womöglich vor Gericht entschieden. Die Volksbank Göppingen und drei ihrer Mitarbeiter haben sich nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nicht registrieren lassen, sondern stattdessen Verfassungsbeschwerde eingelegt. Die Bank kritisiert unter anderem, dass freie Vermögensberater sich nicht registrieren lassen müssen - bei diesen haben die Kunden auch nach Donnerstag keine neue Kontrollmöglichkeit.

Hintergrund

Kritik an der neuen Regelung übt Professor Martin Faust von der Frankfurt School of Finance & Management. "Im Grunde sollten die Banken an den Pranger gestellt werden, aber man fängt beim schwächsten Glied an", sagt er. Mehr Transparenz für den Kunden sei sinnvoll. Es sei allerdings fraglich, ob die Informationsflut den Verbraucher auch erreicht, da der Privatanleger "nicht das Wissen und das Interesse hat, sich damit zu beschäftigen". dpa

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