Bank-Vorstände dürfen bleiben

Saarlouis/Püttlingen · Die Vertreterversammlung der Volksbank Westliche Saar Plus hat sich dagegen ausgesprochen, die Vorstandsmitglieder Peter Scholl und Rüdiger Daub abzuberufen und ihr Vertragsverhältnis fristlos zu kündigen.

In einer Marathon-Sitzung hat sich die außerordentliche Vertreterversammlung der Volksbank Westliche Saar Plus am Dienstagabend in Püttlingen in wesentlichen Punkten gegen die Abstimmungsvorschläge des Aufsichtsrats gestellt. Sie schmetterten damit die Abberufung der Vorstandsmitglieder Peter Scholl und Rüdiger Daub ab. Außerdem stimmten sie dagegen, den beiden Vorständen fristlos zu kündigen. Die Mehrheiten bei den rund 130 Mitgliedern der Versammlung sollen Beobachtern zufolge bei jeweils knapp 60 Prozent gelegen haben. Die Abstimmungen waren geheim. Öffentlich stimmten sie darüber ab, dass der Genossenschaftsverband Schadenersatz-Ansprüche gegen Scholl und Daub prüft und darüber, wie diese Ansprüche eventuell durchgesetzt werden können. Dazu gab die Vertreterversammlung grünes Licht.

Scholl und Daub waren jahrelang Vorstände der Volksbank Saarlouis. Ihnen wird vorgeworfen, sich noch vor der Fusion mit der Volksbank Saar-West zur Volksbank Westliche Saar Plus üppige Gehaltserhöhungen und eine komfortable Altersversorgung gesichert zu haben. Wegen der Rückstellungen, die sie deswegen bilden mussten, hätten sie damit auch zugunsten der Bank Steuern hinterzogen. In einem Schreiben des Aufsichtsrats an die Vertreter der Volksbank heißt es, dass sich die Jahresvergütungen für Daub von 203 000 Euro (Stand 2010) auf rund 420 000 Euro (Stand 2013) und für Scholl von 218 000 Euro auf 450 000 Euro erhöht hätten. "Sieht man die vertragliche Verpflichtung der Bank (Fixgehalt, Altersversorgung plus sonstige Leistung wie Pkw), hat damit Herr Scholl einen Anspruch, mehr zu erhalten, als die Vorstandsmitglieder Soester und Ziegler zusammen", heißt es dort. Edgar Soester (Vorsitzender) und Manfred Ziegler sind die Vorstände der früheren Volksbank Saar-West und gehören nach der Fusion der beiden Institute auch dem gemeinsamen Vorstand an.

Scholl und Daub bestreiten die gegen sie erhobenen Vorwürfe mit Nachdruck. Das bestätigte gestern noch einmal ihr Rechtsvertreter, der Frankfurter Anwalt Edgar Steinle. Der Genossenschaftsverband als zuständiger Prüfverband habe ihre Vergütungen für 2012 und 2013 festgestellt. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass die Vergütungen der einzelnen Vorstandsmitglieder in einem angemessenen Verhältnis zu ihren Aufgaben und Leistungen sowie zur wirtschaftlichen Lage der Bank stünden. Auch bei der Neuregelung ihrer Altersversorgung würde sich die Bank besser stellen als bei der alten Vereinbarung.

Wie es weitergeht, ist offen. Heute Abend will sich der Aufsichtsrat treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Es ist möglich, dass Scholl und Daub ordentlich gekündigt wird. Dazu ist kein Votum der Vertreterversammlung nötig. "Wir müssen die Entscheidungen der Versammlung akzeptieren, auch wenn sie das weitere Vorgehen erschweren", so Aufsichtsratschef Erwin Faust.

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