Bank verlangt erstmals Strafzins

Die Aufregung ist groß: Wohl zum ersten Mal bestraft eine Bank Kunden, wenn sie größere Summen bei ihr auf dem Tagesgeldkonto anlegen. Viele Sparformen werfen wegen des Dauertiefs an der Zinsfront ohnehin mickrige Zinsen ab. Wird das Beispiel Schule machen? dpa-Mitarbeiterin Friederike Marx beantwortet die wichtigsten Fragen.

Worum geht es?

Die Deutsche Skatbank erhebt seit November für Beträge auf Tagesgeldkonten von mehr als 500 000 Euro einen Negativzins von 0,25 Prozent. Allerdings wird dieser nach Angaben der Bank erst dann fällig, wenn die Gesamteinlagen des Kunden - unabhängig von der Anlageform - drei Millionen Euro überschreiten. Eine Summe also, über die die wenigsten Privatanleger verfügen. "Solche Summen sind die absolute Ausnahme", sagt Christian Ahlers vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Er vermutet, dass es vor allem Anleger trifft, die ihr Geld bei der Bank parken, um zu einem günstigen Zeitpunkt wieder bei Aktien einzusteigen.

Wie viel Geld liegt auf Sparkonten?

Ende Juni betrug das Vermögen der Bundesbürger in Form von Bargeld und Einlagen wie Tagesgeld oder Spareinlagen und Sparbriefen nach Angaben der Bundesbank 1,95 Billionen Euro. Mehr als die Hälfte war Bargeld oder lag auf dem Girokonto. In Aktien oder Investmentfonds steckte insgesamt weniger als eine Billion Euro.

Müssen sich alle Sparer jetzt auf Negativzinsen einstellen?

"Ich rechne nicht damit", sagt Ahlers. "Negativzinsen im großen Stil kann sich die Branche vor dem Hintergrund des Vertrauensverlustes durch die Finanzkrise nicht leisten." Auch Sigrid Herbst von der Finanzberatung FMH glaubt nicht an flächendeckende Negativzinsen. "Das würde das Image der Branche beschädigen". Die Branche selbst wiegelt ab. Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt sei zu hart. In Deutschland buhlen neben privaten Großbanken wie Deutsche Bank und Commerzbank mehr als 400 Sparkassen, gut 1000 Volks- und Raiffeisenbanken sowie mehrere Direktbanken und weitere Institute um die Gunst der Kunden . Der Verband der Genossenschafts- und Raiffeisenbanken (BVR) bezeichnet die Einführung von Strafzinsen durch die Skatbank als Einzelfall. Das Institut ist eine Direktbank-Tochter der Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land.

Wie begründet die Skatbank die Entscheidung?

Sie verweist auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Kampf gegen Konjunkturflaute und gefährlich niedrige Inflation hatten die Währungshüter den Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Zudem verlangt die EZB einen Strafzins von 0,2 Prozent von Banken, die Geld bei ihr parken. Gerade einmal etwa 25 Milliarden Euro parkten Banken derzeit zeitweise bei der EZB, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise waren es mehr als 800 Milliarden Euro. Allerdings: "Der negative Einlagenzins der EZB hat nichts mit dem Sparzins für Verbraucher zu tun", sagt Verbraucherschützer Ahlers. Der Strafzins soll Banken motivieren, mehr Kredite zu vergeben und die Konjunktur anzuschieben.

Meinung:

Fatales Signal

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Es mag ja, wie der Verband der Genossenschafts- und Raiffeisenbanken betont, ein Einzelfall sein. Trotzdem ist der Vorstoß der Skatbank, Negativzinsen auf - zugegeben sehr hohe - Guthaben zu erheben, ein fatales Signal. Sparer bekommen schon sträflich wenig für ihr Geld. Wenn Sparen jetzt auch noch bestraft wird, werden noch weniger Bürger gewillt sein, Geld für das Alter zurückzulegen. Ein dramatischer Fehler! Wenn die Niedrigzinspolitik solche Blüten treibt, dürfen wir uns über eine künftige Altersarmut nicht wundern.

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