„Bang“ und „Bam“ aus New York

Saarbrücken · Andy Warhol und Roy Lichtenstein sind nur zwei Einflüsse des Urban-Art-Künstlers Sen2 aus New York. Die Saarbrücker Galerie Zimmerling & Jungfleisch zeigt nun einige seiner Arbeiten.

 Ein Ausschnitt aus einem Sen2-Werk mit Comic-Einschlag. Foto: Sen2

Ein Ausschnitt aus einem Sen2-Werk mit Comic-Einschlag. Foto: Sen2

Foto: Sen2

Nur wenige Graffiti-Künstler graben bewusst in der Kunstgeschichte. Es passt wohl nicht zum Mythos des rebellischen Großstadthelden, Anklänge an die klassische Kunst zu suchen. Umso bemerkenswerter ist es, wenn es doch einer tut. Sen2 nimmt mit Vorliebe Figuren aus der Comicwelt auf. Und nicht zufällig erinnern seine Werke an Andy Warhols und Roy Lichtensteins knallige Pop-Art. Insbesondere die riesigen Frauengesichter sind eine Reminiszenz an Lichtensteins Comic-Adaptionen, aber auch die gepunkteten Farbflächen erinnern an die grobe Rasterung der Lichtenstein-Bilder. Und sie sind ebenso grell, bunt und schrill.

Auf den zweiten Blick sind Sen2s Arbeiten aber auch emotional - und richtig gut, wenn er Graffiti und Comic mit Persönlichem mischt. Trotzdem bleiben seine Arbeiten erkennbar im Graffiti verhaftet und wirken wie die Momentaufnahme einer Wand in der Bronx, auf der sich mehrere Künstler verewigt haben. Muster durchbrechen die Bilder, Farbnasen erwecken den Anschein des schnell Dahingesprühten, Linien zucken über das Bild und reißen den Vordergrund auf, scheinbar lieblos gepinselte Farbflächen sind mit dynamischem Pinselstrich ins Bild gekritzelt. Sen2, der eigentlich Sandro Figueroa Garcia heißt, verarbeitet Typographisches, auch wenn die Schriftzüge nicht mehr wie beim klassischen Graffiti im Vordergrund stehen. Manchmal ist es nur ein "Bang", "Bam" oder "Wow", wie man es aus Superhelden-Comics kennt, dann aber wird es persönlich, und das beiläufig Gekritzelte entpuppt sich als Liebeserklärung an die Heimat New York oder als eigene Kurzbiografie.

Einen kleinen Makel mancher Urban Art offenbaren aber gerade die Arbeiten des gebürtigen Puerto Ricaners. Werke wie die von Sen2 sind im öffentlichen Raum als überdimensionale Wandbilder wahre Hingucker. Für seine Leinwandbilder wählt Sen2 allerdings relativ kleine Formate, was die Bilder besser verkäuflich macht, aber auch ein wenig ihre Wucht und Radikalität nimmt und sie so zähmt. Das ist schade - aber auch ein Graffiti-Künstler muss von etwas leben.

Bis 16. Mai. Info: www.zimmerling-jungfleisch.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort