Bald keine Bus-Schnäppchen mehr

München · Vor allem junge Leute haben Fernbusse als günstige Alternative zur Bahn entdeckt. Die Zeit supergünstiger Tickets könnte bald enden, wenn Anbieter aufhören. Mit dem ADAC verlässt jetzt ein Großer den Markt.

. Von Berlin nach Hamburg für acht Euro: Solche Schnäppchen werden Reisende in Deutschland wohl bald nur noch schwer finden. Monatelang haben sich Fernbusanbieter gegenseitig unterboten, um möglichst viele Gäste an Bord ihrer Busse zu locken. Nun gibt sich einer nach dem anderen in dem Preiskampf geschlagen. Gestern verkündete der ADAC den Ausstieg aus dem umkämpften Fernbusmarkt und überlässt seine Anteile am ADAC Postbus der Post. Wenn am Ende nur ein paar große Anbieter übrigbleiben, dürften steigende Preise für die Bus-Tickets die Folge sein.

Zwei kleine Anbieter wurden in den vergangenen Wochen schon von dem harten Preiskampf überrollt: Der Frankfurter Busdienst city2city stellte im Oktober den Betrieb ein, das Insolvenzverfahren über das Offenbacher Unternehmen DeinBus.de wurde Anfang November eröffnet.

Der ADAC hatte sich vor einem Jahr auf das Abenteuer Fernbus eingelassen - sich allerdings gleich eine Hintertür für den Ausstieg offengelassen. Nach gründlicher Prüfung entschied er sich nun, diese zu nutzen und sein Geld lieber in andere Geschäfte zu stecken. "Zum Wohle seiner Mitglieder" konzentriere sich der ADAC auf sein Kerngeschäft "Hilfe, Rat und Schutz". Das klingt nicht so, als stehe die Gewinnschwelle vor der Tür.

Beim Münchner Konkurrenten Flixbus hielt sich die Trauer über den Ausstieg des ADAC in Grenzen. "Viel Geld alleine reicht nicht", sagte Geschäftsführer Jochen Engert. Er bleibt zuversichtlich für sein Unternehmen. "2015 werden wir Geld verdienen", sagte er der Deutschen Presseagentur.

Auch die Post ist weiter überzeugt von der Zukunft der Fernbusse und will das Netz für den Postbus künftig ausbauen. Allerdings hat der Postbus auch nicht den Anspruch, der billigste Anbieter zu sein, sondern sieht sich eher als ein Premium-Anbieter.

Nach jahrzehntelangen Beschränkungen ist der Markt für Fernbuslinien in Deutschland seit Anfang 2013 weitgehend freigegeben. Das sorgte erst einmal für Goldgräber-Stimmung: Unzählige Anbieter versuchten ihr Glück und investierten viel Geld in Hightech-Busse mit allem Komfort und ein stetig wachsendes Streckennetz. Vor allem junge Leute mit mehr Zeit als Geld freuen sich über eine günstige Alternative zur Bahn, die zudem auch noch gratis W-Lan an Bord hat. Neun Millionen Menschen setzten sich 2013 in einen Fernbus, dieses Jahr könnten es nach Schätzungen des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer schon doppelt so viele werden. Die Bahnstreiks bescherten den Anbietern zudem zahlreiche neue Kunden, die eher notgedrungen umgestiegen sind. Einige von ihnen sind dadurch wohl erst auf den Geschmack gekommen. Billiger als die normalen Fahrpreise der Bahn werden die meisten Tickets für den Bus voraussichtlich erstmal bleiben.

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