Bahn muss flexibler werden

Berlin. Wer nicht Bahn fährt, schätzt ihre Schnelligkeit, ihre Preise und ihre Erreichbarkeit deutlich schlechter ein als Bahnfahrer. Fast die Hälfte der Verbraucher würde die Bahn häufiger nutzen, wenn diese pünktlicher, sicherer und flexibler wäre. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gestern vorstellte

Berlin. Wer nicht Bahn fährt, schätzt ihre Schnelligkeit, ihre Preise und ihre Erreichbarkeit deutlich schlechter ein als Bahnfahrer. Fast die Hälfte der Verbraucher würde die Bahn häufiger nutzen, wenn diese pünktlicher, sicherer und flexibler wäre. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gestern vorstellte. Flexibilität und Fahrtdauer sind der Umfrage zufolge entscheidend für die Wahl des Verkehrsmittels - und auch die häufigsten Gründe für die Entscheidung für das Auto. Dabei überschätzten die Bahnmuffel laut VCD aber den Preisvorteil und die Schnelligkeit des Autos massiv. Bahnreisende wiederum bewerteten das Reisen auf der Schiene im VCD-Bahntest durchweg positiver als Nichtnutzer. Am Fernverkehr etwa schätzten sie insbesondere den Komfort, die Schnelligkeit und die Erreichbarkeit. Auch loben sie, dass die Fahrzeit besser genutzt werden kann als etwa im Auto. Das wichtigste Kriterium für Nichtnutzer, häufiger auf die Bahn umzusteigen, wäre der Umfrage zufolge eine höhere Flexibilität. Eine wichtige Rolle für das Umsteigen auf die Schiene spielt zudem die Entfernung zum nächsten Bahnhof: Rund 65 Prozent der Bahnfahrer wohnen laut Studie bis zu vier Kilometer von einer Station entfernt, aber nur knapp 47 Prozent der Bahnmuffel. Weniger wichtig ist den Befragten der Preis fürs Reisen: Bei der Wahl des Verkehrsmittels stehen die Kosten erst an sechster Stelle. So würden Bahnfahrer für höhere Pünktlichkeit auch höhere Preise in Kauf nehmen. Der Umweltvorteil der Bahn wiederum spielt bei der Entscheidung zwischen Auto und Bahn aber keine Rolle. Der VCD forderte Bahn und Politik angesichts der Ergebnisse auf, es müsse mit den "Mythen der Nicht-Bahnfahrenden aufgeräumt werden". Pünktlichkeit erhöhenDafür sei intensive Werbung genauso wichtig wie Maßnahmen, die die Bahn flexibler, pünktlicher und sicherer machten. Um Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Planbarkeit zu erhöhen, forderte der VCD einen "Deutschland-Takt". Dabei würden nicht einzelne Strecken auf maximale Geschwindigkeit ausgebaut, sondern die Züge mit Blick auf die zentralen Umsteigepunkte angepasst. Außerdem sähe der Deutschland-Takt vor, dass Züge immer zur gleichen Minute abfahren und ankommen, was die Planung deutlich vereinfachte. Von der Deutschen Bahn forderte der VCD ein einfacheres Preissystem: "Die Tickets müssen insgesamt günstiger werden, statt verbilligte Tickets mit Zugbindung anzubieten", sagte VCD-Präsident Michael Gehrmann. Neue Bahnreisende würden abgeschreckt, weil gerade die günstigen Tickets keinerlei Flexibilität böten. Gehrmann forderte zudem einheitliche Tarife für den Nah- und Fernverkehr. Nach dem Vorbild Schweiz sollten alle Züge auf einer Strecke zum gleichen Preis zu nutzen sein. Der VCD führt den Bahntest seit 2001 fast jährlich durch. In diesem Jahr standen die Wünsche der Bahnfahrer und potenziellen Kunden im Mittelpunkt der Befragung von 2600 Menschen. afp

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