Bahn-Gewerkschaften streiten sich zunächst einmal untereinander

Berlin · Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL , Claus Weselsky, hat mit seinem viel kritisierten Behinderten-Vergleich auch die Konkurrenzgewerkschaft EVG erzürnt. "Die Aussage von Herrn Weselsky hat mich auch persönlich schwer getroffen.

Ich habe selber einen Sohn, der behindert zur Welt kam und in der Folge starb", sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner der "Bild am Sonntag". "Mit Menschen einer solchen Gesinnung, die zudem auf Polarisierung und Spaltung der Belegschaft setzen, kann ich nicht an einem Tisch sitzen und über eine Tarifkooperation verhandeln."

Auf einem Aktionstag der GDL zum aktuellen Tarifkonflikt hatte Weselsky am Mittwoch gesagt: "Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus." Am Freitag hatte sich Weselsky dafür mit den Worten entschuldigt: "Ich bedauere, dass ich nicht die richtigen Worte gewählt habe." Weselsky wollte nach GDL-Angaben damit ausdrücken, dass durch die Vereinigung der beiden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA zur EVG im Jahr 2010 keine starke Gewerkschaft entstanden sei.

In der aktuellen Tarifrunde der Bahn geht es nicht nur ums Geld für die Beschäftigten. Thema ist auch die Form der Zusammenarbeit der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL ) mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). So will die GDL auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit der mitgliederstärkeren EVG Konkurrenz machen.

Von Warnstreiks ist die Rede, seit am 18. August Gespräche mit der Bahn und der EVG über die Zuständigkeiten in Tarifverhandlungen gescheitert sind. Die GDL stellt in der laufenden Runde auch für Zugbegleiter und Lok-rangierführer Forderungen. Sie verlangt fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Arbeitszeit pro Woche.

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