Bahn bringt Internet im Zug voran

Berlin · Unterbrochene Telefonate, hängende Internetseiten: Wer im Zug fährt, ist selten erfreut über den mobilen Anschluss. Jetzt will die Bahn Abhilfe schaffen. Doch kostenlos wird das schnelle ICE-Surfen nicht sein.

Im Bahnhof funktioniert der Tablet-Computer störungsfrei. Doch schon zehn Minuten später auf freier Strecke ist das Internet plötzlich weg. Alltag für Bahnreisende. Jetzt will die Bahn den Notstand zumindest auf den meisten ICE-Strecken beseitigen. Bis Ende des Jahres sollen die technischen Voraussetzungen für einen schnellen Internetzugang im Zug geschaffen sein, sagte Bahnchef Rüdiger Grube gestern. Dann sollen in den ICE-Fernzügen auch bei Tempo 300 so hohe Datenübertragungsraten wie beim Mobilfunkstandard LTE erreicht werden.

Technisch soll die Netzverbindung über einen sogenannten W-Lan-Hotspot der Telekom im Zug hergestellt werden. Der Zugang zu Bahn-Informationen ist frei - die Verbindung ins Internet allerdings kostet: Für einen Tagespass bei der Telekom fallen 4,95 Euro an, in vielen Telekom-Tarifen ist die Hotspot-Nutzung aber bereits inbegriffen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte zwar, dass "in Zukunft jeder, der einen Fahrschein für den entsprechenden Zug hat, kostenfrei surfen kann". Dies sei aber eine Entscheidung der Bahn, fügte er hinzu. Eigentümerin der Bahn ist der Bund.

Die Internet-Nutzung in Zügen ist für Smartphones grundsätzlich schwierig, da sie sich ständig in neue Funkzellen einbuchen müssen. Dabei reißt nicht nur die Verbindung immer wieder ab, auch kostet die Funkzellensuche viel Strom. Zusätzlich schwächen die beschichteten Scheiben und die Außenhüllen der Züge die Funksignale der Handys merklich ab.

Das soll bei der neuen Technik besser werden. Während die Nutzer sich per W-Lan in das lokale Netz einbuchen, läuft die Verbindung des Hotspots im Zug über einen Mix verschiedener Mobilfunk-Standards. Neben den herkömmlichen UMTS- und LTE-Verbindungen kann die Bahn auch die Frequenzen des alten, analogen C-Mobilfunknetzes nutzen - da sind die Funkzellen deutlich größer. Die ICE-Hauptstrecken, zusammen rund 5200 Kilometer, sind nach Worten von Grube inzwischen für den mobilen Internetempfang ausgerüstet. Auf 3000 Kilometern stehe der Service zur Verfügung, sagte Grube. Die anderen 2200 Kilometer seien noch im Testbetrieb und würden im Laufe des Jahres hinzugefügt.

Die Regionalzüge bleiben bei der Offensive noch außen vor. Denn der Regionalverkehr wird von den Bundesländern oder Verkehrsverbünden bestellt. Die müssen in ihre Ausschreibung den "guten Internetzugang" als Anforderung aufnehmen - und auch bezahlen.

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