Bahn beim Bauen voll im Fahrplan

Berlin · Die Deutsche Bahn hat sich viel vorgenommen. Sie will mehr bauen, um das Gleisnetz zu sanieren, dabei aber möglichst selten Trassen sperren. Auf einigen Strecken müssen die Fahrgäste aber mit Verzögerungen rechnen.

 Mit solchen Bauzügen kann man bis zu zwei Kilometer Gleis am Tag erneuern. 3200 Kilometer sollen es 2016 insgesamt sein. Foto: Bahn

Mit solchen Bauzügen kann man bis zu zwei Kilometer Gleis am Tag erneuern. 3200 Kilometer sollen es 2016 insgesamt sein. Foto: Bahn

Foto: Bahn

Ein Verlust in Milliardenhöhe, noch schlechtere Pünktlichkeit - bisher konnte die Deutsche Bahn für das zurückliegende Jahr keine guten Zahlen vermelden. Nur beim Bauen ging es 2015 planmäßig voran. 5,3 Milliarden Euro wurden für das neu gestartete größte Sanierungsprogramm in der Geschichte des Unternehmens bereits ausgegeben. Und das soll 2016 noch auf 5,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Bahn bedeutet zugleich Baustelle.

Insgesamt 28 Milliarden Euro hat das Staatsunternehmen bis 2019 vom Bund für die Grunderneuerung von Schienen, Brücken , Tunnel und Weichen zur Verfügung gestellt bekommen. Die Umsetzung scheint bisher kein Problem zu sein. 4000 Kilometer Schienen wurden im letzten Jahr erneuert, dieses Jahr sollen es 3200 werden. Und bei den sanierten Brücken steigert man sich sogar von 140 im letzten auf 150 in diesem Jahr. Dazu kommen wieder 2000 erneuerte Weichen. 2,9 Millionen Eisenbahnschwellen müssen dafür verlegt und vier Millionen Tonnen Schotter ausgebracht werden.

Die größte Herausforderung bei einem so umfangreichen Projekt ist es, die Einschränkungen für die Kunden so klein wie möglich zu halten - im Personen- wie im Güterverkehr. Die Bahn glaubt, das mit einer Reihe von Kniffen im Griff zu haben. Das Bauen bei Nacht und am Wochenende gehört inzwischen zum Standard, ebenso der Einsatz modernster Maschinen. So schafft der Schnellumbauzug "Büffel" bis zu 2,5 Kilometer neue Gleise am Tag auf Bestandsstrecken. Auch werden Tunneldecken teilweise unter Zugbetrieb erneuert, mit einem "Tunnel im Tunnel ".

Am wirksamsten sei jedoch, hieß es gestern, die Baustellen zu bündeln. Das bedeutet: Auf einer bestimmten Strecke sollen so viele Maßnahmen wie möglich in einem bestimmten, möglichst kurzen Zeitraum durchgeführt werden, um nicht immer wieder wegen Baustellen Umleitungen oder Sperrungen ausrufen zu müssen. 76 solcher Baukorridore mit 850 Einzelmaßnahmen sind für dieses Jahr festgelegt.

Einer der schwierigsten ist die Strecke Berlin-München, die letzte Neubaumaßnahme aus den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit. Weil die Gleise für die Schnellstrecke wegen der Enge der Täler zwischen Saalfeld (Thüringen) und Nürnberg auf der alten Trasse verlegt werden müssen, ist der gesamte Abschnitt bis September für 34 Wochen gesperrt. Sonst hätten die Bauarbeiten hier acht Jahre gedauert. Dafür soll es nächstes Jahr zwischen Berlin und München dann zwei Stunden schneller gehen als heute. Andere Arbeiten werden auf die Ferienmonate im Sommer konzentriert, so die Gleiserneuerungen und Bahnsteigarbeiten zwischen Frankfurt, Mannheim und Karlsruhe/Stuttgart, ebenso zwischen Solingen und Opladen. Diese Strecken sind im Juli/August nur eingleisig befahrbar. Gleiches gilt für den Abschnitt Ulm-Augsburg.

Vorstandsmitglied Thomas Schaffer rief gestern das Ziel aus, wenigstens bei den baubedingten Verspätungen nicht noch zuzulegen, trotz steigenden Bauvolumens. Aber ohnehin geht ein Großteil der Verspätungen auf Streckenstörungen und technische Probleme mit Zügen oder Stellwerken zurück.

Bahnkunden können sich am kostenlosen Bahn-Bau-Telefon (0800) 5 99 66 55 oder bei www.bauarbeiten.bahn.de informieren; eine App ist in Arbeit.

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