Bäckereien brauchen dringend mehr Nachwuchs

Saarbrücken · Jugendliche mögen leckeres Brot und Kaffeestückchen – ungewöhnliche Arbeitszeiten aber eher nicht. Deshalb gehen den Bäckereien die Azubis aus. Bäcker fürchten, dieser Trend könne die Preise für Brot und Kuchen in die Höhe treiben.

 Sascha Schmidt hat sich mit der Bäcker-Ausbildung einen Traum erfüllt. Foto: Iris Maurer

Sascha Schmidt hat sich mit der Bäcker-Ausbildung einen Traum erfüllt. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Es ist immer dunkel, wenn Sascha Schmidt (21) zur Arbeit fährt. Auch im Sommer. Denn in der Backstube geht's für den Azubi immer um zwei Uhr nachts los. Natürlich ist es anfangs hart, aber "mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Hauptsache, ich kann den Job machen, der mir Spaß macht", sagt Schmidt. In seinem Freundeskreis hätten die Leute Verständnis, außerdem hat er um zehn Uhr Feierabend. Die Arbeitszeiten sind immer die gleichen, es ist keine Schichtarbeit. Daher ließe sich das Privatleben ganz gut planen. Was für den angehenden Bäcker kein Problem darstellt, schreckt viele Jugendliche von diesem Handwerk ab.

Hans-Jörg Kleinbauer, in dessen Bäckerei Schmidt lernt, hat 1988 den Betrieb von seinem Vater übernommen. Er ist Bäcker nicht nur aus Tradition, sondern vor allem aus Leidenschaft. "Der Sauerteig ist der Charakter der Bäckerei, da steckt ein großer Teil von mir selbst drin." Kleinbauer könnte stundenlang von seinem Handwerk erzählen. Diese Begeisterung hat er in Azubi Sascha Schmidt wiedergefunden. "Als kleines Kind wollte ich schon immer backen. Auch während der Schulzeit war Backen mein größtes Hobby ", erzählt der junge Mann. Nach der Fachoberschule entschied er sich, sein Hobby zum Beruf zu machen. Süßwaren backt er gern, aber Brot ist für ihn die größte Herausforderung. "Von der Auswahl und Mengen der verschiedenen Körner bis zur Ofeneinstellung muss man auf tausende Kleinigkeiten achten. Ein Mal nicht aufgepasst und schon war alles umsonst."

Die Bäckerei Kleinbauer in Scheidt kann nicht die gleiche Brotvielfalt anbieten wie ein großer Supermarkt. "Wir können nicht alle Brotsorten backen, die man im Handel findet, weil wir sie komplett selbst herstellen", sagt Kleinbauer. Qualität statt Quantität. Um sich gegenüber den Discountern durchzusetzen, die zu 100 Prozent Tiefkühlwaren nutzen würden, müssten die Bäckereien aber auch einzigartige Sorten wie Bio-Brote und Bernsteinbrot anbieten. Daran glaubt auch der Nachwuchsbäcker. In der Berufsschule sind aber nicht alle seiner Mitschüler überzeugt. "Am Anfang der Ausbildung waren wir mehr als 20 Azubis in der Klasse. Jetzt sind nur noch 13 übrig", berichtet er von der Abbrecherquote.

Dass sich zu wenig Lehrlinge für den Bäckerberuf interessieren, findet Kleinbauer bedenklich. "Wenn in der jungen Generation zu wenig Bäcker vernünftig ausgebildet werden, könnte gutes Brot irgendwann unbezahlbar werden, weil es fast keiner mehr produzieren kann." Um dem entgegenzuwirken, bemühen sich Kleinbauer und seine Kollegen in der saarländischen Bäckerinnung um mehr Nachwuchs. Mit Aktionstagen versuchen sie, neugierige Schüler in die Backstube zu locken. Damit sollen nicht nur die jungen Männer und Frauen begeistert werden, die wie Sascha Schmidt bereits privat gerne backen, sondern auch all die anderen, die nur eine vage Vorstellung von dem Beruf haben. "Vor kurzem haben wir Konfirmanden eingeladen, bei uns zu backen", berichtet Kleinbauer. Bei einem jungen Mann wurde das Interesse geweckt, im Sommer fängt er als Bäcker-Azubi an. "In ein paar Jahren werden viele Bäcker in Rente gehen", sagt Kleinbauer. Wer jetzt als Azubi starte und sich gut anstelle, könne nach der Lehre als Angestellter arbeiten, seinen Meister machen und habe gute Chancen, einen Betrieb zu übernehmen.

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HintergrundIn Berufen mit Nachtarbeit gelten besondere Bestimmungen für minderjährige Auszubildende . In Bäckereien dürfen Jugendliche über 16 Jahren ab 5 Uhr morgens arbeiten (17-Jährige bereits ab 4 Uhr). Das gleiche gilt in der Landwirtschaft. In Hotels, Restaurants und Schaustellerbetrieben dürfen über 16-Jährige bis 22 Uhr im Dienst sein, in mehrschichtigen Betrieben bis 23 Uhr. hem

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