Bachelor, was nun?

Meinung · Den deutschen Hochschulen stehen unruhige Zeiten bevor. Sie müssen sich in den nächsten Semestern für einen Ansturm von Bachelor-Absolventen wappnen, von denen sich viele angesichts der ungewissen Akzeptanz ihres neuen akademischen Abschlusses Sorgen um die Zukunft machen

Den deutschen Hochschulen stehen unruhige Zeiten bevor. Sie müssen sich in den nächsten Semestern für einen Ansturm von Bachelor-Absolventen wappnen, von denen sich viele angesichts der ungewissen Akzeptanz ihres neuen akademischen Abschlusses Sorgen um die Zukunft machen. Von 2004 bis 2010 hat sich die Zahl der Bachelor-Studenten, so die Hochschulrektorenkonferenz, von 80 000 auf über 970 000 mehr als verzehnfacht. Drei Viertel der Erstsemester sind heute in reformierten Studiengängen eingeschrieben. Und alle treibt die Frage um: "Bachelor - und was dann?"Vor zwei Jahren war der Bachelor noch der Buhmann der deutschen Hochschulwelt. Unbekannt, unbeliebt, unbrauchbar, lautete die Kritik. Mittlerweile zeigt zum Beispiel die Absolventenstudie des Zentrums für Hochschulforschung in Kassel, dass der Bachelor besser ist als sein Ruf. 55 Prozent der Uni-Bachelors hätten eineinhalb Jahre nach dem Abschluss einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Das ist nicht schlecht. Doch es geht besser. Die Quote liegt sowohl bei den alten Diplom- als auch bei den neuen Master-Studiengängen mit 65 und 68 Prozent höher. Nicht nur deshalb werden viele Studenten nach dem Bachelor- demnächst einen Masterabschluss anvisieren - und das wiederum schafft für ihre Hochschulen ein Problem. Die Frage "Bachelor - und was dann?" müssen sich auch die Uni-Verantwortlichen stellen. Wie viele Master-Plätze müssen für welchen Studiengang vorgesehen werden? Darauf gibt es mangels Erfahrungswerten in vielen Fällen immer noch keine verlässliche Antwort. Das zeigte im Wintersemester zum Beispiel der Streit um die Studienreform im Fach Betriebswirtschaftslehre der Saar-Universität.

Der Bindestrich in der Bachelor-Master-Reform ist zudem trügerisch. Gaukelt er doch einen Automatismus des Durchstudierens vor. Doch den gibt es nicht. Fürs Master-Studium müssen sich die Studenten neu bewerben - auch an ihrer eigenen Uni. Die Garantie, in ein bestimmtes Masterprogramm aufgenommen zu werden, gibt es nicht. Das bedeutet zum Prüfungsdruck zusätzlichen Stress, denn vielfach ist der Übergang durch Quoten geregelt. Nur ein Teil der Studenten schafft so den Sprung ins Master-Studium.

Hier geht die Saar-Uni einen anderen, besseren Weg. Ihre Gremien lehnen eine Master-Quote ab. Wie bei der jüngsten Senatssitzung bekräftigt, will die Saar-Uni versuchen, möglichst jedem Bachelor einen Masterplatz anzubieten. Auch wenn das nicht als Garantie fürs akademische Wunschprogramm für jedermann verstanden werden soll, hat es doch im Saarland zu einem bemerkenswert entspannten Umgang mit der von vielen Kinderkrankheiten geplagten Bologna-Reform geführt.

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