Autorin Lewitscharoff schürt Eklat um künstliche Befruchtung
Dresden · Nach einer umstrittenen Rede der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff am Staatsschauspiel Dresden über künstliche Befruchtung hat Chefdramaturg Robert Koall seine Kritik an der Dichterin bekräftigt. „Ich weigere mich zu glauben, dass sie sich ihrer Wortwahl nicht exakt bewusst war“, sagte Koall gestern dem Deutschlandradio Kultur.
Die mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin und Büchner-Preisträgerin hatte am Sonntag bei den "Dresdner Reden 2014" einen Vortrag mit dem Titel "Von der Machbarkeit. Die wissenschaftliche Bestimmung über Geburt und Tod" gehalten. In dem Vortrag hatte sie unter anderem gesagt, es sei "grotesk", wenn sich Frauen "Spermien aus einem Katalog" verschafften. Das gegenwärtige "Fortpflanzungsgemurkse" erscheine ihr "derart widerwärtig", dass sie sogar geneigt sei, "Kinder, die auf solch abartigen Wegen entstanden sind, als Halbwesen anzusehen". Am Mittwochabend hatte Koall einen offenen Brief an die Schriftstellerin geschrieben, in dem er Lewitscharoff scharf kritisiert. Es dürfe nicht unwidersprochen bleiben, wenn jemand die Würde des Menschen antaste und öffentlich Thesen vertrete, "die die Grenzen des Justiziablen ankratzen", sagte Koall dem Deutschlandradio Kultur außerdem.
Unterdessen hat die Schriftstellerin ihre umstrittenen Äußerungen zur Reproduktionsmedizin verteidigt. "Darf ich in einer Rede nicht sagen, was ich denke? Ich verlange doch keine sofortige Gesetzesänderung oder derartiges", sagte Lewitscharoff gestern in einem Interview, das die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zunächst online veröffentlichte.