Autobranche bleibt skeptisch

München. Sie trauen dem Braten noch nicht ganz. Die deutschen Autobauer verdienen zwar nach den finsteren Tagen der Krise wieder richtig Geld und knüpfen dabei an die Rekordjahre vor dem Absturz an. Doch die Konzernlenker nehmen trotz wieder sprudelnder Gewinne den Fuß nur langsam von der Euphoriebremse. Der Jubel bleibt verhalten, der Eindruck der schweren Branchenkrise sitzt noch tief

München. Sie trauen dem Braten noch nicht ganz. Die deutschen Autobauer verdienen zwar nach den finsteren Tagen der Krise wieder richtig Geld und knüpfen dabei an die Rekordjahre vor dem Absturz an. Doch die Konzernlenker nehmen trotz wieder sprudelnder Gewinne den Fuß nur langsam von der Euphoriebremse. Der Jubel bleibt verhalten, der Eindruck der schweren Branchenkrise sitzt noch tief. Man könne schlicht noch nicht absehen, wie sich die Erholung der Weltwirtschaft in den kommenden Monaten entwickeln werde, sagt BMW-Chef Norbert Reithofer. Kurz zuvor hatte er - wie bereits die Kollegen von Daimler oder Volkswagen - glänzende Zahlen vorgelegt. "Die Weltautomobilmärkte entwickeln sich nach der Krise dynamischer als noch vor einigen Monaten erwartet", erklärt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Die großen Wachstumstreiber seien die Märkte in China, Osteuropa, Russland. Ein Comeback feiert der US-Automarkt. In Westeuropa dagegen gehen die Verkäufe nach dem Auslaufen staatlicher Programme wie der Abwrackprämie zurück - auch in Deutschland. Hinter der Zurückhaltung mancher Manager stehen zwei wichtige Erkenntnisse. Noch ist das Rekordniveau von vor der Krise nicht erreicht. Zudem steht die Branche vor einem Wandel: Neue Antriebe, die Debatte um die Elektromobilität und in Asien heranwachsende Konkurrenten werden die deutschen Hersteller auf Jahre hinaus herausfordern. Auch deshalb sei es für die Autobauer wichtig, das 2010 verdiente Geld zu investieren - in die Zukunftstechnologien Elektro und Hybrid. "Wer das verpasst, wird den Markt verpassen", sagt Dudenhöffer. Auch Zulieferer wie Bosch, Conti und Schaeffler, - arg gebeutelt von der Krise - haben das Schlimmste wohl hinter sich. Die Geschäftsentwicklung zeigt deutlich nach oben. Doch die Lage für die Branche bleibt schwierig, die Unternehmen stehen unter immensem Druck. Da sind zum einen die drastisch gestiegenen Rohstoffpreise - die die Zulieferer aber kaum über Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben könnten, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Auf der anderen Seite zerren die Hersteller an den Zulieferern und verlangen Jahr für Jahr satte Kostensenkungen. Und: Auch die Zulieferer, die sich längst zu Komplettanbietern entwickelt haben, müssen Milliarden in neue Technologien wie Elektro und Hybrid investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nur technologischer Vorsprung sichere Zulieferern eine "gewisse Unersetzbarkeit" gegenüber Kunden, heißt es in einer aktuellen Studie.

HintergrundPolitiker wollen von der Autoindustrie einen Teil der Steuermilliarden für die Abwrackprämie zurück. Da sich die Lage der Branche zusehends verbessere, müsse die Bundesregierung Vorschläge machen, "wie eine gerechte Beteiligung" aussehen könne, sagte CDU-Haushaltspolitiker Alexander Funk, Abgeordneter aus Homburg. afp

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