Autobauer kämpfen um den Diesel

Genf · So schlecht sind die Aussichten für die europäischen Autohersteller nicht. Die Prognosen zeigen nach oben. Aber die Debatte um den Dieselmotor – ausgelöst durch den VW-Abgasskandal – macht der Branche Sorgen.

 Beim Genfer Autosalon startet ein Aktivist bei VW eine Störaktion und überrascht damit VW-Vorstand Jürgen Stackmann. Foto: Deck/dpa

Beim Genfer Autosalon startet ein Aktivist bei VW eine Störaktion und überrascht damit VW-Vorstand Jürgen Stackmann. Foto: Deck/dpa

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Die Auswirkungen des VW-Abgasskandals und strengere Auflagen für Dieselmotoren beschäftigen die Autobauer auf dem Genfer Autosalon, der morgen beginnt. "Da reden wir über viel Geld", sagte BMW-Chef Harald Krüger gestern im Vorfeld der elftägigen Messe mit Blick auf die Folgen verschärfter Abgasvorschriften für Dieselmotoren . In der EU waren jüngst Rahmenbedingungen für realistischere Abgastests für Dieselfahrzeuge ab 2017 abgesteckt worden. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sagte, alle Autohersteller investierten hunderte Millionen Euro, um die schärferen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. "Die Kosten für den Diesel werden steigen", erwartet daher Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne .

Dabei sehen die Prognosen für die Autobauer eigentlich nicht schlecht aus. In Europa rechnet der Branchenverband Acea im laufenden Jahr mit einem Zuwachs bei den Verkäufen von etwa zwei Prozent auf 14 Millionen Fahrzeuge - nach einem Plus von neun Prozent im vergangenen Jahr.

Von einem Einbruch der Nachfrage nach Dieselmotoren in Europa sei bislang nichts zu spüren, betonen die Hersteller. In den USA, wo der Diesel-Marktanteil traditionell sehr gering ist, war der Absatz deutlich zurückgegangen.

Ein Aktivist überraschte gestern in Genf mit seinem Protest gegen die Abgasbetrügereien von VW . Er stürmte die Bühne in einem schwarzen Overall und versuchte symbolisch eine "Cheat Box" (Schummel-Box) an dem VW-Kleinwagen Up! anzubringen. Umweltschützer bemängeln die Abgasmessungen inzwischen allerdings bei allen Herstellern. Die Deutsche Umwelthilfe prangerte neben Opel und Daimler auch Fiat wegen angeblich zu hoher Abgaswerte an. Die US-Umweltbehörde EPA hat von Daimler erneut Testergebnisse angefordert, nachdem in den USA eine Zivilklage angestrengt wurde. "Wir halten die Vorwürfe für haltlos", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche .

Die Autoindustrie will auch nicht vom Diesel abrücken. Im Gegenteil: Daimler steckt aktuell 2,6 Milliarden Euro in die Entwicklung eines neuen Dieselmotors, der deutlich weniger Abgase ausstoßen soll als seine Vorgänger. "Macht die Technologie nicht überflüssig, sie ist nicht überflüssig", sagte Fiat-Chef Marchionne. Die europäischen Autohersteller brauchen die im Vergleich zu Benzinern verbrauchsärmeren Dieselmotoren , um die CO{-2}-Vorgaben der EU zu erfüllen.

Bei den Alternativen zu Diesel und Benziner hofft die Branche in Deutschland nach wie vor auf eine staatliche Förderung von Elektroautos. Die Bundesregierung hatte am Montag zwar Spekulationen über eine bereits verabredete Kaufprämie noch einmal ausdrücklich widersprochen. BMW-Chef Krüger zeigt sich aber optimistisch, dass der Staat den Verkauf von Elektroautos bald subventioniert. Jedenfalls glaubt die Industrie offenbar zunehmend an den Elektroantrieb. So will Daimler seine Batterieproduktion in Deutschland weiter ausbauen. "Wir investieren 500 Millionen Euro in den Bau einer zweiten Batteriefabrik in Deutschland" im sächsischen Kamenz, sagte Daimler-Chef Zetsche.

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