Ausbau von Windkraft fehlt das Tempo

Hamburg. Zwischen Vision und Realität liegen noch Welten. Bis 2020 sollen Windkraftanlagen mit einer Leistung von bis zu 10 000 Megawatt in Nord- und Ostsee Strom erzeugen. So plant es die Bundesregierung für ihre Energiewende. Das entspricht mindestens 2000 Windkraftwerken, bei heutiger Leistungskraft

Hamburg. Zwischen Vision und Realität liegen noch Welten. Bis 2020 sollen Windkraftanlagen mit einer Leistung von bis zu 10 000 Megawatt in Nord- und Ostsee Strom erzeugen. So plant es die Bundesregierung für ihre Energiewende. Das entspricht mindestens 2000 Windkraftwerken, bei heutiger Leistungskraft. Tatsächlich drehen sich heute nur 50 Windräder mit einer Leistung von 200 Megawatt in beiden deutschen Meeren. Es fehlen 9800 Megawatt. Bis 2020 müsste man an jedem Werktag ein Windkraftwerk ins Meer bauen.Das Ziel ist kaum mehr zu schaffen. Die Regierung spricht lieber davon, dass sie 25 000 Megawatt Offshore-Energie bis 2030 erreichen will. "Wir rechnen mit 5000 bis 6000 Megawatt bis 2020", sagt Lars Velser vom Bundesverband Windenergie (BWE) in Berlin. Es wird wohl länger dauern, bis die Offshore-Windenergie ihren Beitrag zur Energiewende leisten kann. "2012 ist für die Energiewende ein verlorenes Jahr", sagt Ronny Meyer von der Windenergie-Agentur WAB in Bremerhaven.

2013 sind 1000 Megawatt im Bau, mehrere Windparks werden dann oder 2014 ihren Betrieb aufnehmen - wenn alles klappt wie geplant. Bei den bisherigen Projekten kam es immer wieder zu Verzögerungen durch technische Schwierigkeiten. Die Nordsee-Windparks werden in großen Wassertiefen und rauer See errichtet; die Baufirmen sammeln ständig neue Erfahrungen. Und zahlen oft noch Lehrgeld.

Die Investitionsentscheidungen für die Windparks, die jetzt gebaut werden, sind schon vor Jahren gefallen. Das Problem: Danach kommt nichts mehr. Die Energiekonzerne RWE, Dong und EnBW haben ihre Projekte in der Nordsee vertagt. Sie wagen es nicht, die Investitionsmittel für die Windparks freizugeben. "Wir brauchen gesetzgeberische Klarheit und verlässliche Rahmenbedingungen, bevor wir eine Investitionsentscheidung von deutlich über 1,5 Milliarden Euro treffen", sagt EnBW-Technikvorstand Hans-Josef Zimmer. Die Betreiber sind verunsichert, weil sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gut genug einschätzen können. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz steht auf dem Prüfstand. Der Gesetzgeber hat das Risiko einer verzögerten Netzanbindung weitgehend vom Netzbetreiber auf den Verbraucher verlagert. Das hat keinen Bestellboom ausgelöst. An der Küste, wo eine maritime Infrastruktur für Bau und Betrieb der Windkraftanlagen entsteht, machen sich Frust und Enttäuschung breit. Viele tausend Arbeitsplätze, die entstehen sollen, lassen auf sich warten. dpa

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