Aus für Bexbacher Werk

Bexbach · Das Bexbacher Turbinenschaufel-Werk des US-Konzerns General Electric (GE) wird Ende 2017 geschlossen. Die Entscheidung fiel zwei Monate nach Übernahme der Alstom-Energiesparte durch GE.

 Der Protest war vergebens. Das Bexbacher Turbinenschaufelwerk soll geschlossen werden. Archivfoto: Thorsten Wolf

Der Protest war vergebens. Das Bexbacher Turbinenschaufelwerk soll geschlossen werden. Archivfoto: Thorsten Wolf

Der Standort Bexbach des US-Konzern General Electric (GE), an dem Turbinenschaufeln für Gas- und Kohlekraftwerke hergestellt werden, wird geschlossen. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende der GE Power AG, Alf-Henryk Wulf, nach einer Betriebsversammlung unserer Zeitung. Von dieser Maßnahme sind mehr als 160 Mitarbeiter betroffen. Die Schließung soll bis Ende 2017 vollzogen sein. Ob alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren, ließ Wulf offen. "Wir prüfen auch, ob wir dort etwas anderes Sinnvolles fertigen können", sagte er - "vielleicht auch zusammen mit einem Partner". Die Landesregierung habe angeboten, GE Power dabei zu unterstützen. Die Schließung sei notwendig, weil die in Bexbach gefertigten Schaufeln im Werk Mannheim in Turbinen eingebaut werden. Da dieses Werk ebenfalls geschlossen wird, entfalle auch die Anlieferung aus Bexbach .

Die Fabriken gehörten bis zum Herbst vergangenen Jahres zur Energiesparte des französischen Konzerns Alstom . GE hatte sich die Alstom-Sparte 2014 nach einem spektakulären Poker gesichert. Gegenspieler Siemens war mit einem Konsortium bei der versuchten Übernahme erfolglos geblieben. GE hatte nachgelegt und die Alstom-Sparte schließlich mit 12,4 Milliarden Euro bewertet. Die Franzosen wollten sich nach dem Verkauf auf die Verkehrssparte konzentrieren.

Nach der endgültigen Übernahme im November beginnt jetzt die Umstrukturierung. In Deutschland sind nach Angaben des Unternehmens bis zu 1700 Arbeitsplätze betroffen. Neben Bexbach und Mannheim trifft es auch Stuttgart und Wiesbaden. GE beschäftigt an 50 Standorten mehr als 11 000 Mitarbeiter in Deutschland. In Frankreich will GE 765 Jobs streichen. Dort hat das Unternehmen etwa 9000 Beschäftigte, in Europa sind es rund 35 000 Mitarbeiter. GE begründete die Pläne in Deutschland in einer Mitteilung mit der Marktlage bei der Energieerzeugung in Europa. "Vor allem die Stromerzeugung mit Gas- und Dampfturbinen ist in Europa in den vergangenen Jahren signifikant zurückgegangen", hieß es. "Eine Besserung ist nicht in Sicht", sagte Wulf. Neue Gas- und Kohlekraftwerke würden derzeit vor allem in China oder Indien errichtet. Nur noch fünf Prozent der Aufträge kämen aus Europa. Auch das Turbinen-Reparaturgeschäft "läuft immer schleppender", so der Vorstandschef von GE Power. Durch den Einspeise-Vorrang für Strom aus Wind oder Sonne kämen Kohle- oder Gaskraftwerke immer seltener zum Einsatz. "Dadurch verlängern sich auch die Wartungsintervalle."

Der Bexbacher Betriebsratschef Kai Müller und die Gewerkschaft IG Metall sind empört. Für Müller "war GE von Beginn an nur an der Zerstückelung eines europäischen Konkurrenten interessiert". "Jetzt sollen die Beschäftigten die Zeche für diese milliardenschwere Marktbereinigung zahlen. Hier stehen nur die Interessen der Aktionäre im Vordergrund, während die Kolleginnen und Kollegen mitsamt ihren Familien um ihre Existenz bangen müssen", so der Betriebsratschef.

"Wir werden gemeinsam für den Fortbestand des Bexbacher Standortes kämpfen. So einfach lassen wir uns nicht abwickeln", betonte Ralf Cavelius, der zuständige Gewerkschaftssekretär der IG-Metall-Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz. Gestern fuhren die Bexbacher Mitarbeiter nach Mannheim, um vor dem Sitz des GE-Vorstandes zusammen mit anderen ihrem Unmut Luft zu machen.

Meinung:

Ein herber Schlag

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Für Bexbach und das östliche Saarland ist das ein herber Schlag. Mehr als 160 Arbeitsplätze gehen durch die geplante Schließung des Turbinenschaufel-Werks verloren. Bis November gehörte es zur Energiesparte des französischen Alstom-Konzerns. Seitdem hat General Electric (GE) aus den USA das Sagen. Die Amerikaner fackeln nicht lange. Sie machen das, was vor der Übernahme befürchtet worden war. Sie haben einen Konkurrenten gekauft, um ihn plattzumachen. Auf der anderen Seite lässt ihnen der Markt keine Alternative. Die Nachfrage nach Turbinen für Kohle- und Gas-Kraftwerke ist in Europa spürbar zurückgegangen, weil neue Strom-Meiler selten gebaut werden. Die Energiewende macht sie angeblich überflüssig. Ob man sich da nicht täuscht?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort