Aufruhr bei Siemens

München. Die Proteste des Personals gegen einen Abbau von mutmaßlich über 17000 Stellen weltweit beim Münchner Technologiekonzern Siemens eskalieren

München. Die Proteste des Personals gegen einen Abbau von mutmaßlich über 17000 Stellen weltweit beim Münchner Technologiekonzern Siemens eskalieren. Während das Management zehn Tage nach Bekanntwerden der Pläne seit gestern auch Betriebsräte im Siemens-Wirtschaftsausschusses über die Details informiert, kündigen Belegschaftsvertreter und Gewerkschafter aus Standorten in ganz Deutschland Widerstand an. Öffentlich stellt Siemens-Chef Peter Löscher heute seine Pläne vor. Der Burgfrieden, den er zu seinem Amtsantritt vor einem Jahr mit der Arbeitnehmerseite geschlossen hat, wird zunehmend aufgekündigt. Ralf Heckmann als Gesamtbetriebsratschef und Siemens- Europabetriebsrat Werner Mönius, die beide auch im Aufsichtsrat sitzen, drohen mit Streik. "Bevor wir Siemens und damit unsere Arbeitsplätze gefährden, ist es unsere Pflicht, notfalls auch einen Arbeitskampf durchzuführen", warnte Mönius. Der drohende Abbau von allein hier zu Lande wohl über 6400 Stellen sei "eines der bedeutenderen Arbeitsvernichtungsprogramme in der jüngeren Siemens-Geschichte", kritisierte der Berliner Siemens-Experte der IG Metall, Wigand Cramer. Auch in der Belegschaft wächst die Angst, dass es Löscher mit seinem Versprechen, Siemens als integrierten Technologiekonzern zu erhalten, nicht Ernst meint. Sie fühlen sich mit dem neuen Abbauprogramm hintergangen. Unter ihm werde es keinen Kahlschlag geben, hat Löscher vor Jahresfrist Heckmann zugesagt. Dieses Versprechen ist mittlerweile Makulatur und nun gärt es bundesweit an Siemens-Standorten. Regensburger Betriebsräte befürchten in Deutschland einen Rückzug von Siemens aus der Fläche. Zudem bezweifeln sie, dass der Stellenabbau wirklich vor allem Führungskräfte trifft, wie Löscher zuletzt betont hat. Besonders auf die Barrikaden gehen Betriebsräte in Erlangen, dem vom Abbau mit über 1300 Stellen am wohl stärksten betroffenen Standort. Sie haben eine Resolution gegen den geplanten Kahlschlag veröffentlicht. Verursacht habe die schwierige Situation ausschließlich die Konzernführung. Die Folgen bürde man dem Personal auf. tmh

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