Auf große Fahrt

Saarbrücken · Sascha Sachs mag das Unterwegssein. Besonders gerne transportiert der Berufskraftfahrer die Instrumente der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern.

 Sascha Sachs fährt mit dem Lkw oft nach Frankreich. Foto: Dietze

Sascha Sachs fährt mit dem Lkw oft nach Frankreich. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Fast drei Mal im Jahr würde Sascha Sachs die Erdkugel umrunden, führe er tagtäglich auf dem Äquator. So weit fährt der Berufskraftfahrer der Schenker Deutschland AG nämlich jährlich: 110 000 Kilometer. Meistens pendelt er zwischen dem Saarland und Frankreich und transportiert neue Möbel, eine sorgfältig zu behandelnde Fracht.

Besondere Freude an seinem Beruf hat Sachs aber immer, wenn die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern zum Konzert lädt. Denn dann ist er derjenige, der die Instrumente der Musiker von A nach B bringt. "Das ist ein echter Vertrauensbeweis", sagt Sachs. Denn die Musiker geben ihre Schätze nur ungern aus den Händen. Ob Kontrabass oder Pauken - jedes Instrument muss in ein spezielles Gehäuse gepackt werden. Diese wiederum lädt Sachs in einen klimatisierten Container, eine Sonderanfertigung für das Orchester. Der Container schütze Holzinstrumente vor Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen, sagt der Fahrer. Mit den Instrumenten sowie Stühlen und Notenständern im Gepäck macht er sich dann auf den Weg zum Konzertort, entlädt dort den Lastwagen und baut die Instrumente auf. Während des Konzerts kann er etwas verschnaufen. Sollte kein Bühnenumbau notwendig sein, hat er nun Wartezeit, bis die Musik verstummt.

Ein bisschen Abenteuerlust und ordentlich Sitzfleisch braucht ein Berufskraftfahrer im Fernverkehr in jedem Fall. Denn wenn Sascha Sachs quer durch Frankreich geschickt wird, dann sitzt er den ganzen Tag hinter dem Lenkrad und steuert das große Fahrzeug in Richtung Kunde. "Ich sitze viel lieber in meinem Lkw, als dass ich im kleinen Pkw in Urlaub fahre", sagt Sachs. Von seinem Fahrersitz hat er den vollen Überblick. "Ich sehe von Weitem, was auf der Straße passier t." Am Strand stoppen kann der Berufskraftfahrer eher selten, wirkliche Freizeit gibt es nicht. Hin und wieder ergibt sich nach der Arbeit am Rastplatz ein Gespräch mit ausländischen Berufskollegen. "Mit Händen und Füßen" werde dann kommuniziert, erzählt Sachs. Aber auch sein Französisch ist seit Beginn seiner Arbeit als Fahrer vor acht Jahren besser geworden.

Oft ist er mehrere Tage am Stück unterwegs. Aber gerade dieses Unterwegssein gefällt Sachs an seinem Beruf. Und auch, dass kein Tag wie der andere ist. In seinem abwechslungsreichen Alltag treten auch stressige Situationen auf - etwa wenn rücksichtslose Autofahrer seinen Weg kreuzen. Bevor Sachs am Abend in seinem Lkw-Bett einschläft, gilt es, einen Rastplatz mit Dusche und Essen zu finden. Der Traumfänger, den er immer dabei hat - ein Glücksbringer seines Sohnes - beschützt den reisenden Fernfahrer dann vor Albträumen von Verkehrsunfällen. Und vielleicht bringt er Sascha Sachs auch auf dem Heimweg Glück: durch eine Rückkehr ohne Stau. "Denn nach Hause geht es nie schnell genug."

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HintergrundWer Berufskraftfahrer werden will, macht seine Ausbildung im Lager, in der Werkstatt und im Lkw - anfangs aber nur als Beifahrer. Im zweiten oder dritten Lehrjahr dürfen Azubis hinter das Steuer eines 40-Tonners, wenn sie den Lkw-Führerschein haben. Den zahlt in der Regel der Betrieb. Dem Angebot an Lehrstellen stehe eine deutlich geringere Nachfrage gegenüber, sagt Claus-Thomas Bodamer vom Landesverband Verkehrsgewerbe. Außerdem: Viele Fahrer sind Quereinsteiger. Nur wenige wählen gleich nach der Schule die Ausbildung zum Berufskraftfahrer. pam

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