Auf der Suche nach Beruf und Berufung

Saarlouis/Saarbrücken · Was ist der passende Beruf? Welche Voraussetzungen sind dafür nötig? Vor der Berufswahl lohnt ein Besuch bei den Beratern der Arbeitsagentur. Ein Selbstversuch.

 Schnapsbrenner oder nicht? Eine Berufsberatung hilft, die richtige Wahl zu treffen. Foto: dpa

Schnapsbrenner oder nicht? Eine Berufsberatung hilft, die richtige Wahl zu treffen. Foto: dpa

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Welcher Beruf passt zu mir, was soll ich machen? Die Frage der Fragen im Leben eines jungen Menschen. Könnte ja auch bei mir sein, dass das mit dem Journalismus nichts mehr wird. Ich bin noch einigermaßen jung, die Branche ist kein Beschäftigungsparadies - vielleicht brauche ich einen Plan B. Etwas Handfestes, eine Berufsausbildung.

Für die richtige Berufswahl sollte man sich selbst einschätzen können, sagt Monika Schäfer, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur in Saarlouis. Dazu gehöre auch, ein sogenanntes Fremdbild von sich einzuholen, von der Familie zum Beispiel oder von einem Lehrer. Hilfe können auch Persönlichkeitstests im Internet liefern, die dann passende Berufe herausfiltern. Recht umfangreich sind die von der Arbeitsagentur, das "Berufe-Universum" und der "Berufe-Entdecker". Die können Strukturen geben, sagt Schäfer.

Ich probiere das mal aus, gebe bei einem solchen Test ein, welche Arbeitsbereiche mich interessieren könnten, was meine Stärken und Schwächen sind. Und bin offenbar wie gemacht für die Getränkeindustrie. Fruchtsafttechniker, Brauer, Brenner wird mir da angeboten

Schnapsbrenner - das klingt ja schon mal klasse. Kann ich mir irgendwie auch vorstellen. Aber: Habe ich mit meinem Zeugnis da überhaupt eine Chance? In der Berufsbeschreibung steht, dass auf Mathe, Chemie und Biologie geachtet wird. Da war ich in der Schule leider eher so mittel. Meine Paradefächer, Deutsch, Englisch, Sozialkunde, sind als Schnapsbrenner wohl nicht so gefragt. Mit viel Herzblut lässt sich das aber vielleicht ausgleichen.

Berufsberaterin Schäfer hält das grundsätzlich für möglich: Sie erinnert sich an so einen Fall, an einen jungen Menschen, der gerne Fachinformatiker werden wollte. Dafür braucht man in der Regel Abitur, dieser Kandidat hat aber nur die Hauptschule geschafft, und das auch noch gerade so. Mit einer normalen Bewerbung wäre das nie was geworden. Aber der junge Mann hatte sich schon in seiner Freizeit viel mit Computern beschäftigt. Er hat ein Praktikum ergattert, konnte mit seinen Kenntnissen überzeugen und ist dann glatt als Azubi übernommen worden. In anderen Fällen muss man aber auch mal ehrlich zu sich selbst sein, so wie ein junger Mann, der Tischler werden wollte, dann aber in mehreren Praktika erkannt hat, dass das mit zwei linken Händen einfach nichts wird.

Ich jedenfalls befasse mich in meiner Freizeit schon gerne mal mit Schnaps, kann da also durchaus Herzblut nachweisen - vielleicht könnte ich mit Fleiß und Motivation meine Drei Minus in Chemie ausgleichen. Aber Schäfer sagt: Das reicht noch nicht. Ich muss Kriterien für meine Entscheidungsfindung festlegen. Freude bei der Arbeit ist zwar wichtig, aber nicht alles. Geld spielt zum Beispiel eine Rolle. Früher, als 18-Jähriger, hätte ich noch gesagt: Ist mir nicht so wichtig. Überraschenderweise sehe ich das heute, zehn Jahre später, irgendwie anders. Auch ein Kriterium: der Ort. Im Saarland sollte es schon sein, und da wird die Ausbildungssuche als Brenner schon schwierig.

Ob ich als Schnapsbrenner glücklich würde? Wer weiß. Der Test im Internet sollte natürlich nur die erste Stufe sein, eine persönliche Berufsberatung und vor allem ein Praktikum sollten folgen. Vielleicht rücke ich auf dem Weg schon von der Schnapsbrenner-Idee ab. Vielleicht fange ich aber auch eine Lehre an und merke erst auf halber Strecke, dass ich Schnaps zwar gerne trinke, das Herstellen aber gar nicht so mein Ding ist. Schäfer berichtet, dass viele Jugendliche Angst haben, die falsche Wahl zu treffen. Sie findet das schade. Denn: "Den Mutigen gehört die Welt!"

Berufsinfos im Internet:

portal.berufe-universum.de

entdecker.biz-medien.de

www.planet-beruf.de

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