Attraktiv und erfolgreich

Saarbrücken · In einer auf drei Jahre angelegten Studie untersucht ein HTW-Institut, wie sich mittelständische Unternehmen besser aufstellen können. Ein Ergebnis: Attraktive Unternehmen sind deutlich erfolgreicher.

 Beliebt und erfolgreich: Der Autozulieferer ZF steht bei Mitarbeitern hoch im Kurs. Foto: bub

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Attraktive Unternehmen haben nicht nur im Wettbewerb um Fachkräfte die Nase vorn, sie sind letztlich auch wirtschaftlich leistungsfähiger und damit erfolgreicher. Das belegt eine Studie des Instituts für Industrieinformatik und Betriebsorganisation (IBO) der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Innerhalb einer auf drei Jahre angelegten Studie über Erfolgsfaktoren für mittelständische Unternehmen hat das IBO ein Jahr lang die Attraktivität und ihre Auswirkung auf den wirtschaftlichen Erfolg untersucht. "Dabei hat sich gezeigt, dass die Unternehmensattraktivität und der Erfolg in einem direkten Zusammenhang stehen. Die Unternehmen wachsen schneller und sind länger erfolgreich", sagt HTW-Professor Ralf Oetinger, der das Projekt ins Leben gerufen hat.

Für die Untersuchung hat das IBO einen breiten Fragenkatalog ausgearbeitet, mit dem verschiedenste Faktoren der Attraktivität untersucht wurden. "Es gibt nicht das eine Merkmal, mit dem man bestimmen kann, ob ein Unternehmen attraktiv ist oder nicht", sagt Oetingers Assistent Thomas Butterbach. "Wichtige Aspekte im Verhältnis zu Kunden ist beispielsweise die Innovationsfähigkeit des Unternehmens, ob es Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen bietet oder besondere Patente hält", sagt er. Qualität und Flexibilität, von vielen Unternehmen in der Eigenwerbung hervorgehoben, seien dagegen längst nichts Besonderes mehr, sagt Butterbach. Auch Mitarbeiter-Attraktivität sei ein wichtiger Faktor: Hier zählen zum Beispiel auf Mitarbeiter abgestimmte Arbeitszeitmodelle, Weiterbildung und das Betriebsklima. Gerade in diesem Bereich sieht Oetinger den Mittelstand im Vorteil: "Die kleineren Unternehmen können viel flexibler auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingehen." Ein Problem sei allerdings, dass diese Unternehmen nicht sichtbar genug im Markt agierten.

Letztlich schlägt sich die Attraktivität auch in der Bilanz nieder: Eine Steigerung der Attraktivität von sechs Prozent habe im Untersuchungszeitraum eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent mit sich gebracht, zeigt die Studie. Und die Schere zwischen den erfolgreichen und nicht erfolgreichen Unternehmen ist deutlich geöffnet. Das bei der Attraktivität beste Viertel der untersuchten Unternehmen ist auch fast 30 Prozent leistungsfähiger als das schlechteste Viertel, sagt Butterbach.

Als Grund für den Erfolg nennt Butterbach einerseits die bessere Einbindung bei den Kunden: "Attraktive Unternehmen werden wertgeschätzt und können tendenziell bessere Preise durchsetzen." Doch auch die Mitarbeiter sind bereit, mehr Leistung für einen Arbeitgeber zu erbringen, den sie schätzen, und von dem sie sich ernst genommen fühlen.

Oetinger sieht angesichts der bisherigen Studienergebnisse, für die das IBO 25 saarländische Unternehmen mit zwischen 20 und 400 Mitarbeitern begleitet, großen Nachholbedarf. "Die saarländischen Unternehmen haben großes Potenzial", sagt er. Allerdings würden sie die Möglichkeit, noch besser zu werden, nicht nutzen. Bei der Mittelstandförderung sei das Saarland auf dem letzten Platz. Und auch bei den Patenten seien die Saar-Unternehmen weit hinten. "Wir leben hier aber nicht auf einer Insel", sagt der HTW-Professor. Ziel der Studie sei es deshalb auch, den Mittelstands-Unternehmen und den Wirtschaftsförderern der Landkreise einen Werkzeugkasten an die Hand zu geben, um Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Denn schließlich stünden sie nicht nur untereinander im Wettbewerb um Kunden und gute Fachkräfte, "wir müssen hier deutschlandweit denken - warum sollten wir anders sein, als die Unternehmen in Bremen oder Hamburg", sagt er. Im kommenden Jahr soll das Maßnahmenpaket fertig sein. Für die Umsetzung hofft er unter anderem auf eine Finanzierung aus Mitteln der EU.

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