Arvato bündelt Saar-Callcenter

Saarbrücken. Die Bertelsmann-Tochter Arvato, die das Saarbrücker Callcenter des Mobilfunkanbieters O2 und seiner Online-Schwestergesellschaft Hansenet (Alice) ab 2011 übernehmen wird, will ihre beiden künftigen Servicecenter an der Saar in absehbarer Zeit zusammenlegen

Saarbrücken. Die Bertelsmann-Tochter Arvato, die das Saarbrücker Callcenter des Mobilfunkanbieters O2 und seiner Online-Schwestergesellschaft Hansenet (Alice) ab 2011 übernehmen wird, will ihre beiden künftigen Servicecenter an der Saar in absehbarer Zeit zusammenlegen. Das sagten Norbert Rieger, Mitglieder der Arvato-Geschäftsführung, und Projektleiterin Konstantina Kanellopoulos gegenüber unserer Zeitung.Ein zweites Callcenter betreibt Arvato seit rund zwölf Jahren im Heusweiler Ortsteil Eiweiler. Hauptkunde dort ist ein großes deutsches Telekommunikations-Unternehmen. In Saarbrücken sind derzeit 280 Mitarbeiter beschäftigt und in Eiweiler rund 260. Wie die Zusammenlegung konkret ablaufen soll, sei noch offen. Entweder werden beide Servicecenter in Eiweiler beziehungsweise Saarbrücken konzentriert oder man suche einen neuen Standort. Die Zahl der Arbeitsplätze von zusammen 540 soll erhalten bleiben.

Sicher sei allerdings auch, dass die Saarbrücker Mitarbeiter mit Gehaltskürzungen rechnen müssen, weil die Gehälter der bisherigen Hansenet-Beschäftigten spürbar höher lägen als die der Angestellten in Heusweiler. Zur endgültigen Gehaltsstruktur wollten sich Rieger und Kanellopoulos nicht äußern. Dies werde mit den Sozialpartnern noch verhandelt. Bereits vorgestern hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Befürchtungen geäußert, dass die Saarbrücker Beschäftigten mit Gehaltseinbußen und weiteren Einschnitten rechnen müssten.

Bei der Arvato-Übernahme handelt es sich juristisch um einen Betriebsübergang, der in Paragraf 613a des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geregelt ist. Danach darf der Käufer im ersten Jahr an den Gehaltsstrukturen nichts ändern. Außerdem sind Kündigungen unwirksam, die wegen des Betriebsübergangs ausgesprochen werden.

Allerdings machten die beiden Arvato-Manager deutlich, dass die Gehälter bis zu 75 Prozent der Gesamtkosten betragen. "Daher müssen wir bei den Saarbrücker Mitarbeitern etwas machen". Die Branche stehe unter einem hohen Kostendruck, da viele Unternehmen die Preise für Callcenter-Dienstleistungen gesenkt hätte. Etliche Betreiber seien daher auch in die neuen Bundesländer ausgewichen, wo weniger bezahlt werde.

O2 und Hansenet garantieren ihrer bisherigen Saarbrücker Tochter Aufträge für fünf Jahre. Rieger betonte aber, "dass wir neue Kunden suchen, um die Auslastung des Servicecenters sicherzustellen".

In beiden Firmen beraten die Mitarbeiter Kunden von Telekommunikationsfirmen - wenn sie zum Beispiel Probleme mit ihrem Handy oder dem Internet-Anschluss haben. Auch wer Fragen zur Telefon-Rechnung hat oder einen Tarif ändern will, landet bei den Arvato-Mitarbeitern. Arvato ist die weit verzweigte Dienstleistungs-Tochter des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann und beschäftigt weltweit knapp 60 000 Mitarbeiter.

Meinung

Eine hart umkämpfte Branche

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Das Geschäft der Callcenter, die in den neunziger Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen, ist härter geworden. Manche früheren Kunden haben die Krise dazu genutzt, Teile ihrer Service-Aktivitäten wieder zurück ins Unternehmen zu holen. Sie wollen näher am Kunden sein oder die eigenen Leute auslasten. Einfache Dienste wie die Bestellung eines Handys können mittlerweile auch direkt über das Internet erledigt werden. Andere legen den Callcenter-Betreibern die Kostenschrauben an, weil sie Geld sparen wollen. Daher sind die Gehaltskürzungen für viele Mitarbeiter des künftigen Arvato-Callcenters in Saarbrücken zwar schmerzhaft. Aber Arbeitslosigkeit wäre die noch schlechtere Alternative.

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