Arnold im Narrenkäfig

Merzig · Musical-Fans dürfen sich auf einen Klassiker des Genres freuen: Musik & Theater Saar zeigt vom 17. Juli an „La cage aux folles“ im Merziger Zeltpalast. Für Theaterchef Joachim Arnold quasi die Fortsetzung seines Zweit-Engagements in Wuppertals. An der dortigen Oper hat er just närrische Zeiten hinter sich.

 Homo-Ehe mal anders: Auch in „La cage aux folles“ (Hartmut Volle, rechts, als Georges, und Holger Hauer als Albin) geht es um schwules Lebensglück zu zweit – an das sich reaktionäre Geister erst mühsam gewöhnen müssen. Foto: Uwe Stratmann/M & T

Homo-Ehe mal anders: Auch in „La cage aux folles“ (Hartmut Volle, rechts, als Georges, und Holger Hauer als Albin) geht es um schwules Lebensglück zu zweit – an das sich reaktionäre Geister erst mühsam gewöhnen müssen. Foto: Uwe Stratmann/M & T

Foto: Uwe Stratmann/M & T

Der Mann trägt Bart. Und damit scheint auch frühe Altersmilde über Joachim Arnold (dabei ist er erst 49) gekommen zu sein. Gleichwohl der Musik & Theater Saar-Patron in seinem Zweitjob als Vize-Intendant in Wuppertal kräftig Prügel bezog, ruht er in sich. Seinen Chef, Toshiyuki Kamioka (der einstige Staatsorchester-Dirigent), hielt es als Wuppertaler Opernintendant nicht lange. Kaum war der im Sommer 2014 angetreten, sagte er auch schon wieder "Sayonara"; Ende nächster Saison kehrt Kamioka zurück nach Japan. Zuvor sorgte der Systemputsch der beiden, in Wuppertal nämlich ohne feste Solistentruppe zu arbeiten, für Wallung. Das Duo wurde bundesweit als Totengräber des Ensemble-Theaters gebrandmarkt.

Schaut man freilich genauer hin, was die beiden in ihrer ersten Saison ablieferten, hat die Bilanz auch was für sich. Dümpelte die Wuppertaler Oper im Schatten des übermächtigen Tanztheaters Pina Bausch zuvor mit wenigen Spieltagen und einem Mini-Ensemble eher vor sich hin, bekamen die neuen Aufführungen mit temporär eingekauften Kräften viel Beifall. "Wir hatten bei jeder Premiere standing ovations", resümiert Arnold selbstbewusst. Jetzt müsse er aber auch in der kommenden Saison "Vollgas geben", um zu beweisen, dass er und Kamioka richtig liegen. Danach schlägt Arnold das kurze Kapitel Wuppertal zu. Und will vorerst nichts anderes machen. "Mal ein paar Monate Auszeit auf meiner Lieblingsinsel Ibiza", sinniert er; jedenfalls gebe es keine konkreten Pläne.

Bei Musik & Theater Saar (M & T) aber bleibe alles wie gehabt, versichert er. Auch hier sei die Lage nun entspannter. Aus dem Schuldental sei man raus. Ende 2016 werde die letzte Rate für das Merziger Bühnenzelt zurückgezahlt sein, versichert Arnold: "Dann sind wir wieder Herr des Verfahrens." Die Stadt Merzig habe bis 2021 zudem M & T jährlich 130 000 Euro Unterstützung zugesichert. Dafür will Joachim Arnold jede Saison im Zelt Unterhaltung mit Format bieten. In puncto Expansion allerdings läuft es nicht ganz so rund. Das Musical "Addams Family" im Vorjahr kam zwar in Merzig auf 30 Vorstellungen mit rund 25 000 Besuchern. In Bremen waren es elf Termine, und für 2016 sind in Zürich weitere sechs Termine gebucht. Zuvor wird es im Februar 2016 auch in Merzig wieder aufgelegt. Vor der Premiere der "Addams Family" hatte der Zelttheaterchef aber klar höhere Erwartungen in die Produktion; die große Resonanz jedoch blieb aus. Nun werden die Kulissen eingelagert, und der M & T-Chef hofft, dass sich noch Interessenten finden.

In dieser Saison kommt M & T bei seinem Sommer-Musical mit kleinerer Besetzung aus, entsprechend geringer ist der Kostendruck. Das bedeute aber nicht, dass nicht "große Show" geboten werde, verspricht Joachim Arnold. Mit "La cage aux folles" (ab 17. Juli) hat er einen Klassiker ausgewählt, der in der Region zuletzt vom Staatstheater vor 25 Jahren produziert wurde. Die Würze liegt da auch in der Besetzung: Saar-"Tatort"-Spurensicherer Hartmut Volle, Andrea Wolf und Holger Hauer (Regie/Albin) sind alles alte Bekannte vom Saarbrücker Theater.

Das Klassik Open Air am 11. Juli am Losheimer Stausee ist dieses Mal fest in Frauenhand. So wird Mirga Grazinyte-Tyla, die kommende Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters, die Deutsche Radio Philharmonie dirigieren; Solistinnen sind Tai Murray (Violine) und Liana Aleksanyan (Sopran). Noch nicht die ganz großen Namen. "Aber die Erfahrung zeigt", so Arnold, "dass die Leute das Klassik Open Air genau so schätzen wie es ist und nicht bereit sind, für einen Top-Star 50 Euro mehr pro Karte zu zahlen." Auf die Balance von Qualität und Preis komme es da an. Ähnlich verhält es sich mit dem dritten M & T-Angebot, den Mettlacher Kammermusiktagen (Start: 21. Juni), bei denen diesmal mit zwei Matineen ein Schwerpunkt auf dem Lied liegt.

Zum Thema:

Die M & T-Saison beginnt am 21. Juni mit einem Konzert von Pianist Bernd Glemser bei den Kammermusiktagen Mettlach. Die Konzertreihe läuft bis zum 30. August, jeweils immer sonntags um 11 Uhr. Bei Klassik am See (11. Juli, 20 Uhr, Losheimer Stausee) spielt die DRP unter Mirga Grazinyte-Tyla."Ein Käfig voller Narren" hat am 17. Juli im Merziger Zeltpalast Premiere. Bis 9. August sind weitere 15 Vorstellungen angesetzt.Karten gibt es unter Tel. (0 68 61) 9 91 00.musik-theater.de

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