"Armselig im besten Sinne"

Saarbrücken. Drei Studenten verschwinden auf der Spur einer alten Hexenlegende im Wald - selbst erstellte Videoaufnahmen sind das letzte Zeugnis ihrer Existenz. Als "Blair Witch Project" war der als Dokumentation vermarktete Horrorstreifen 1998 ein Sensationserfolg. Nun kommt der Stoff als "Blair Witch" auf die Bühne der Sparte 4

 Felix Rothenhäusler. Foto: Dietze

Felix Rothenhäusler. Foto: Dietze

Saarbrücken. Drei Studenten verschwinden auf der Spur einer alten Hexenlegende im Wald - selbst erstellte Videoaufnahmen sind das letzte Zeugnis ihrer Existenz. Als "Blair Witch Project" war der als Dokumentation vermarktete Horrorstreifen 1998 ein Sensationserfolg. Nun kommt der Stoff als "Blair Witch" auf die Bühne der Sparte 4. Wie, darüber möchte Regisseur Felix Rothenhäusler nicht viel verraten. Nur soviel: Die Schauspieler (Katharina Ley, Bejamin Bieber und Andreas Anke) "legen auf kleinem Raum sehr viele Kilometer zurück". Auch wird ein Genre-Wechsel vollzogen: Aus dem reinen Horrorthriller wird eine Horrorkomödie.

Die Idee zu der Produktion hatten Rothenhäusler und Sparte 4-Chef Christoph Diem, unter dem Rothenhäusler in Konstanz assistiert hat, gemeinsam. "Zuerst haben wir gelacht, eben wegen der Unmöglichkeit der Realisierung. Andererseits ist die Sparte 4 ein guter Raum, um etwas auszuprobieren. Und genau das ist es: Ein Experiment." Eine Versuchsanordnung, bei der drei junge Menschen sich vor einer unsichtbaren Gefahr fürchten. Wobei offen bleibt, ob diese Bedrohung überhaupt existiert. Rothenhäusler vergleicht den Stoff mit "Hänsel und Gretel". Aber während bei den Gebrüdern Grimm die Bedrohung real ist und man sich ihrer entledigen kann, funktioniere dieses gängige Märchenschema hier nicht: "Die Angst hat keinen fassbaren Auslöser. Die drei geraten in Panik, weil sie sich in etwas hinein steigern." So wachse das Grauen aus der Kraft der Fantasie, aus Uminterpretation und Erregungsübertragung. Es geht Rothenhäusler weniger um ein konkretes Verirren im Raum als ein Sich-Verlieren in einem "inneren Labyrinth des Wahnsinns".

Das Bühnenbild schildert Rothenhäusler als "ganz armselig im besten Sinne". Verantwortlich dafür ist Léa Dietrich, mit der er oft im Team arbeitet. Sie kennen sich vom Hamburger Schauspielhaus und haben auch im Deutschen Theater in Göttingen drei Produktionen zusammen gestemmt. Darunter "Ödipus", mit dem Rothenhäusler 2009 beim Körber Studio Junge Regie und beim Festival Radikal Jung in München vertreten war.

Rothenhäusler, geboren 1981 in Tuttlingen, inszenierte unter anderem am St. Pauli Theater und am Thalia-Theater Hamburg sowie am Theater Kiel und gewann in Moskau den Ersten Preis beim Internationalen Regiekongress. Ursprünglich wollte er ins Filmfach und studierte Theater- und Medienwissenschaft in Bayreuth und an der Pariser Sorbonne, um dann an die Theaterakademie Hamburg zu wechseln. Dort legte er 2009 sein Diplom im Studiengang Regie ab. Heute lebt er als freier Regisseur in Hamburg. kek

Premiere: Sonntag, 20 Uhr, Sparte4. Infos und Karten unter: www.sparte4.de

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