Arbeitsmarkt in Saar-Lor-Lux im Umbruch

Saarbrücken. Die Perspektiven der Beschäftigung in der Großregion Saar-Lor-Lux verschieben sich gegenwärtig gründlich. Das ist das Ergebnis eines Seminars über "Stolpersteine für Grenzgänger", das auf Initiative von Studenten der Saar-Uni von der Arbeitskammer und der AOK in Saarbrücken ausgerichtet wurde

Saarbrücken. Die Perspektiven der Beschäftigung in der Großregion Saar-Lor-Lux verschieben sich gegenwärtig gründlich. Das ist das Ergebnis eines Seminars über "Stolpersteine für Grenzgänger", das auf Initiative von Studenten der Saar-Uni von der Arbeitskammer und der AOK in Saarbrücken ausgerichtet wurde. Dabei spielt unter anderem die aktuelle Konjunkturflaute in Luxemburg eine Rolle. Die Folge: Vor allem Bauingenieure und Architekten, die noch vor zwei Jahren eine Beschäftigung im Großherzogtum suchten, drängen inzwischen auf den deutschen Arbeitsmarkt zurück. Dennoch bleibt der luxemburgische Arbeitsmarkt mit hohen Gehältern und Mindestlöhnen für Saarländer attraktiv, wie rund 7200 Pendler, doppelt so viele wie noch im Jahr 2004, tagtäglich unter Beweis stellen.Achim Dürschmid, in der Agentur für Arbeit Saarbrücken für die Beratung von Grenzgängern zuständig, beobachtet zurzeit eine steigende Nachfrage aus Lothringen nach Arbeitsplätzen im Saarland, wie sich kürzlich bei der Jobmesse in Saarbrücken gezeigt habe. Vor allem der Handel stelle Kräfte aus Lothringen ein. Daraus sei aber nicht zu folgern, dass der Pendlerzustrom von Westen, im Moment täglich 19 500, wieder wesentlich anwachsen könne. Denn bei jungen Franzosen hapere es immer mehr mit der deutschen Sprache. Und bei weniger gut bezahlten Dienstleistungsberufen wirkt sich laut Dürschmid der französische Mindestlohn aus. Die Entgelte lägen in Lothringen oftmals höher als an der Saar. Damit fehlt der Anreiz, sich in Deutschland nach Arbeit umzusehen.

Unterschiedliche Regelungen bei Krankheit und Invalidität, für Besteuerung und Entlohnung, für Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung machen es Arbeitnehmern nicht leicht, sich zurechtzufinden. In der Expertendiskussion wurde vorgeschlagen, für Pendler, die mehrere Jahrzehnte im Nachbarland gearbeitet haben, eine "Meistbegünstigungsklausel" einzuführen, damit sie nicht wegen unterschiedlicher Bemessung von Sozialleistungen in die Mühlen der Bürokratie gerieten. Dann würden Vorteile, die in einem Staat gewährt werden, auch Grenzgängern aus dem anderen Land zugutekommen.

Peter Kiefer von der Arbeitskammer schilderte dies anhand eines Beispiels: So seien die Kriterien für Arbeitsunfähigkeit in Frankreich und Deutschland unterschiedlich. Dies habe zur Folge, dass etwa ein Franzose nach drei Jahrzehnten Arbeit im Saarland zu Hause von einem Arzt als berufsunfähig eingestuft werde, was ein deutscher Arzt bestätigen müsse, weil die Arbeitsunfähigkeitsrente in Deutschland ausgezahlt wird. In diesem Fall könnte der invalide Arbeitnehmer, wie schon geschehen, leer ausgehen, wenn der deutsche Arzt ihn für in der Lage hält, täglich vier Stunden Bürotätigkeit auszuüben.

Ebenso habe man schon erlebt, dass lothringischen Stahlarbeitern, die Jahrzehnte im Saarland gearbeitet hatten, nach der Schließung einer Hütte der Übergang in den vorzeitigen Ruhestand in Deutschland verweigert worden war, weil sie sich nur in Frankreich, nicht aber in Deutschland arbeitslos gemeldet hatten.

Dass die grenzüberschreitende Arbeitswelt ihre Tücken hat, bestätigten auch die AOK-Berater Siegfried Engel und Josef Theobald. Bei problematischen Fällen sei man in Saar-Lor-Lux aber bereits weiter als in anderen Regionen. So habe die AOK im Saarland als bisher einzige Kasse entsprechende Abmachungen mit der französischen Versicherung, der Caisse Primaire, abgeschlossen.

Weitere Auskunfte: Agentur für Arbeit Saarland, Achim Dürschmid, E-Mail: achim.duerschmid@arbeitsagentur.de, Tel.: (06 81) 94 47 80, DGB Saar, Thomas Schulz, E-Mail: thomas.schulz@dgb.de, Tel. (06 81) 4 00 01 23; Pôle Emploi Saint Avold, Pascal Thil , E-Mail: pascal.thil@pole-emploi.fr, Tel. (00 33) 3 87 93 90 30.

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