Arbeitskammer warnt vor zu hohen Energiepreisen

Saarbrücken · Die Arbeitskammer setzt auf die heimische Industrie als Rückgrad der Saar-Wirtschaft. Um sie wettbewerbsfähig zu halten, müsse mehr für die Mitarbeiter getan werden.

Ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Saar legt die Arbeitskammer (AK) des Saarlandes in ihrem jüngsten Bericht an die Landesregierung ab. "Das Saarland ist Industrieland und soll es bleiben", sagte gestern AK-Vorstandschef Hans Peter Kurtz bei der Präsentation des Berichts, der jährlich erstellt wird. "Der industrielle Kern bildet das Rückgrat der saarländischen Wirtschaft und tätigt wichtige Leitinvestitionen." Die Wertschöpfung der Industrie liege mit 32 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (Bip) um gut vier Prozentpunkte über dem Bundesschnitt, erinnert die Kammer.

In diesem Zusammenhang warnte der AK-Chef vor einer "verfehlten Energiepolitik, an deren Ende der Industriestandort Saarland nicht mehr international konkurrenzfähig ist". Denn viele Industriebetriebe würden zwar hoch effizient arbeiten, seien aber auf wettbewerbsfähige Energiepreise angewiesen. Kurtz forderte die Landesregierung auf, einen industriepolitischen Dialog anzustoßen, "an dem Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände und Kammern beteiligt sind".

Ein wichtiger Beitrag, um den Industriestandort Saar zu erhalten, sei auch, dass die Unternehmen "gute Arbeit anbieten", so Kurtz. Dies umfasse unter anderem ein "faires, festes und verlässliches Einkommen, eine unbefristete Beschäftigung sowie Gesundheit bei der Arbeit". Mehr als 22 Prozent der Vollbeschäftigten an der Saar würden zu Niedrig löhnen arbeiten (Zahlen aus 2010). Das heiße, dass sie weniger als zwei Drittel des westdeutschen Durchschnittslohns verdienen. Gegenüber 2000 sei die Zahl der Niedriglöhner um 8,3 Prozent gestiegen.

Auch bei den Arbeitseinkommen hinken die Saarländer laut AK-Bericht hinterher. "Der saarländische Verdienstrückstand lag im vergangenen Jahr bei insgesamt 8,1 Prozent im Vergleich zum Bundesdurchschnitt", erläuterte Kurtz. Dies umfasse alle Leistungsgruppen. Die Arbeitnehmer in leitender Stellung würden im Vergleich zum Bundesschnitt sogar 10,5 Prozent weniger verdienen.

Kritik an zu wenig Bildung Die Kammer kritisiert auch, dass im Saarland das Qualifizierungs-Potenzial der Beschäftigten nicht ausreichend genutzt wird. So liege der Anteil der Angelernten mit 19 Prozent um fünf Prozentpunkte höher als in Westdeutschland. In der Industrie betrage der Anteil der An- und Ungelernten sogar 30,8 Prozent, 7,5 Punkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Auf der anderen Seite hätten die saarländischen Unternehmen im vergangenen Jahr so wenige Ausbildungsverträge (8379 Stück) abgeschlossen "wie zuletzt vor fünf Jahren". Darüber hinaus habe die systematische Weiterbildung nur in 40,6 Prozent der saarländischen Betriebe eine große Bedeutung. Es mangele an einer Weiterbildungs- und Lernkultur. Solange die Betriebe auf diesem Gebiet ein Defizit hätten, "sind ihre Klagen hinsichtlich eines Fachkräftemangels unglaubwürdig", schreibt die Kammer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort