Arbeitgeberpräsident fordert Mindestlohn in der Zeitarbeit

Berlin. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat die Regierung aufgefordert, einen Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche festzuschreiben. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) will erreichen, dass die tariflichen Lohnuntergrenzen künftig auch für jene Leiharbeitnehmer gelten, die aus Polen und anderen osteuropäischen EU-Staaten nach Deutschland kommen

Berlin. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat die Regierung aufgefordert, einen Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche festzuschreiben. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) will erreichen, dass die tariflichen Lohnuntergrenzen künftig auch für jene Leiharbeitnehmer gelten, die aus Polen und anderen osteuropäischen EU-Staaten nach Deutschland kommen. Da sich der deutsche Arbeitsmarkt am 1. Mai 2011 für Arbeitnehmer aus allen 27 EU-Ländern öffnet, droht nach Ansicht des BDA-Chefs ein Missbrauch der Zeitarbeit. "Der Gesetzgeber sollte in jedem Fall noch in diesem Jahr eine entsprechende Regelung schaffen", sagte Hundt gestern in Berlin. Die Voraussetzungen seien gegeben, da es konkurrierende Tarifverträge zwischen DGB und Christlichen Gewerkschaften mit unterschiedlichen Mindestlöhnen künftig nicht mehr gebe. Die vereinheitlichten Tarifverträge sehen vom 1. Mai 2011 einen Mindestlohn von 7,79 Euro im Westen und 6,89 Euro im Osten vor. Bislang sperrt sich die FDP gegen eine Lohnuntergrenze für die Zeitarbeitsbranche. dpaMeinung

Nüchtern und pragmatisch

Von SZ-Korrespondent Stefan Vetter Es passiert nicht alle Tage, dass der Spitzenverband der Arbeitgeber die politische Durchsetzung eines Mindestlohns einfordert. Die Gewerkschaften werden deshalb aber sicher nicht arbeitslos. Was BDA-Chef Dieter Hundt bei der Zeitarbeitsbranche umtreibt, entspringt aber nüchternem Pragmatismus. Am 1. Mai 2011 werden die letzten Schranken für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Ländern fallen. In Erwartung dieser vollen Freizügigkeit bereiten sich Zeitarbeitsbetriebe etwa in Polen bereits darauf vor, auf dem deutschen Markt mitzumischen. Könnten sie auch ihre Niedrigstlöhne einführen, wäre die Leiharbeit in Deutschland wohl endgültig in Misskredit gebracht. Für viele Unternehmen ist dieses Instrument jedoch unentbehrlich geworden, um Auftragsspitzen abzuarbeiten. Nur durch eine gesetzliche Regelung können ausländische Anbieter gezwungen werden, ihre Zeitarbeiter mindestens zu deutschen Mindestlöhnen zu beschäftigen. Lohndumping hat die Branche schon genug in Verruf gebracht.

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