AOK provoziert mit Ärzte-Tüv

Berlin. Die AOK will ihre 25 Millionen Versicherten zur öffentlichen Bewertung ihrer Ärzte im Internet aufrufen. Er erwarte einen "Aufschrei" der Mediziner, sagte der Vize-Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, Jürgen Graalmann. Das Arzt-Bewertungsportal "AOK-Arzt-Navigator" solle im Lauf des Jahres starten und ziele auf Verbesserungen der Behandlungsqualität ab

Berlin. Die AOK will ihre 25 Millionen Versicherten zur öffentlichen Bewertung ihrer Ärzte im Internet aufrufen. Er erwarte einen "Aufschrei" der Mediziner, sagte der Vize-Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, Jürgen Graalmann. Das Arzt-Bewertungsportal "AOK-Arzt-Navigator" solle im Lauf des Jahres starten und ziele auf Verbesserungen der Behandlungsqualität ab. Ärztevertreter reagierten umgehend mit Kritik. Grundsätzliche Zustimmung kam von der Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel (SPD) und den Kassen. Graalmann sagte, Kriterien für die Ärzte-Bewertung durch Patienten würden mit Medizinern entwickelt. Erst wenn mehrere Bewertungen zusammengekommen und somit aussagekräftig seien, sei die Freischaltung geplant. Ausdrücklich ziele das Angebot nicht nur auf Service ab. Bereits für alle freigeschaltet wurde eine Seite zur Suche unter anderem nach Krankenhäusern bei bestimmten Behandlungen. Der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Roland Stahl, warnte in den "Stuttgarter Nachrichten" vor einem "digitalen Ärztepranger". Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, sagte: "Wenn die AOK tatsächlich mit einer eigenen Plattform diesen Weg beschreiten sollte, erweist sie den berechtigten Ansprüchen ihrer Mitglieder auf qualitätsgesicherte Informationen einen Bärendienst." Der anonym bewertete Arzt habe keine Möglichkeit, "auf Kritik zu reagieren und Missverständnisse richtigzustellen". Die Patientenbeauftragte Kühn-Mengel sagte, sie begrüße alles, was das Gesundheitssystem transparenter mache. Allerdings müsse die Plattform "absolut seriös und wissenschaftlich begleitet organisiert sein". Zudem müsse sichergestellt sein, "dass keine Diskriminierung oder üble Nachrede über das Internet betrieben wird".Auch Vertreter anderer Kassen begrüßten gegenüber dem "Tagesspiegel am Sonntag" das neue System. Die Barmer Ersatzkasse stehe dem Instrument "durchaus offen gegenüber", sagte Sprecherin Susanne Rüsberg-Uhrig . Auch die Techniker-Krankenkasse zeigt sich laut ihrer Sprecherin Dorothee Meusch offen für den Ärzte-Tüv. Die Kasse werde das Projekt "mit Interesse" verfolgen, sagte Meusch der Zeitung. Die Patientenperspektive in die Qualitätssicherung einzubeziehen, halte die Kasse für sinnvoll.Auch der GKV-Spitzenverband, die Vertretung der gesetzlichen Krankenkassen, äußerte sich grundsätzlich positiv. "Wir begrüßen alles, was zu mehr Transparenz und besserer Versorgung führt", sagte Verbandssprecher Florian Lanz. AOK-Vize Graalmann sagte, die Kasse habe seit dem Start des Gesundheitsfonds zum Jahresbeginn bis zum 1. Mai 70 383 Versicherte netto hinzugewonnen. dpa/ddp

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