Ankunft in der Region

Saarlouis. Einiges sprach damals für die Gründung eines Kunstmuseums in Saarlouis. Im Stadtteil Fraulautern produzierte der Kölner Schokoladenfabrikant Peter Ludwig seine Süßwaren. Zugleich verstand er es als Kunstsammler, für seine Sammlungen immer wieder neue Standorte zu finden. Zudem verband seit 1986 Saarlouis eine Städtepartnerschaft mit Eisenhüttenstadt. Am 30

Saarlouis. Einiges sprach damals für die Gründung eines Kunstmuseums in Saarlouis. Im Stadtteil Fraulautern produzierte der Kölner Schokoladenfabrikant Peter Ludwig seine Süßwaren. Zugleich verstand er es als Kunstsammler, für seine Sammlungen immer wieder neue Standorte zu finden. Zudem verband seit 1986 Saarlouis eine Städtepartnerschaft mit Eisenhüttenstadt. Am 30. Mai 1989 öffnete das "Haus Ludwig für die Kunst der DDR" in der ehemaligen Zweigstelle der Landeszentralbank mit einer Schau zur Entwicklung der Bildenden Künste in der DDR. Saarlouis sollte "ein einzigartiges Haus speziell für die Kunst der DDR sein", fasst Leiterin Claudia Wiotte-Franz zusammen. Oberhausen lieferte schlüsselfertig, "Saarlouis sorgte für Aufsicht und den Hausmeister", erklärt sie. 1993 gab Peter Ludwig dem Haus und dessen Konzept der "Berührung der Kulturen" einen neuen Kurs vor: Das Museum sollte nicht länger Ausstellungsort für seine Bestände sein, sondern Institution werden, erinnert sich Wiotte-Franz. Von nun hieß es "Museum Haus Ludwig für Kunstausstellungen". Die Kunst jenseits der Mauer war nun überall sichtbar, doch "das Museum war noch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen", so Wiotte-Franz. Um das zu ändern, kam die in Saarlouis aufgewachsene Althistorikerin dazu, kümmerte sich als Museumspädagogin um Angebote für Kinder und Erwachsene.

Sie ging mit dem "Museum Haus Ludwig mobil" in Schulen, um zum jeweiligen Ausstellungsthema mit Schülern zu arbeiten und die Ergebnisse in die aktuelle Ausstellung einzubeziehen. Mancher Schüler kam deswegen, nicht nur des freien Eintritts wegen, öfter mit Oma und Freunden, um ihnen seine Arbeit zu zeigen, erinnert sich Wiotte-Franz.

Blieb man Mitte der 90er noch unter 10 000 Besuchern im Jahr, zählt man heute im Schnitt 15 000 bis 20 000. Statt einer Ausstellung pro Jahr wechselte man seit 1995 alle drei bis vier Monate. Peter Pachnike, seit 1992 Kurator der Ludwig-Galerie Schloss Oberhausen, und Galerieleiter Bernhard Mensch entwickelten Ausstellungen für Oberhausen, die darauf nach Saarlouis kamen. Deutsch-Deutsches, vertreten durch junge Fotografen aus Leipzig, gehörte dazu, aber auch Kritische Grafik, Karikatur, Comics und große Namen kamen ins Haus: Picasso, Wilhelm Busch, Günter Grass.

Das Haus wurde populär, aber nie anbiedernd, anspruchsvoll, aber nicht abgehoben. 1997 erweiterte sich der Blick auf die Kunst der Saar-Lor-Lux-Region. Mit "Gesammelt in Saarlouis" rückte das Museum Galerien und Sammler der Stadt in den Fokus. Hieraus wuchs dem Hauses ein weiteres Standbein. "Wir haben uns der Kunst der Region der letzten 100 Jahre verschrieben", erklärt Wiotte-Franz und verweist auf Ausstellungen zu Rudolf Hesse, den Schülern Otto Steinerts. Nach 18 Jahren wurde auch das Haus Ludwig erwachsen. Pachnike und Mensch gingen in Pension. Seit 2005 leitet sie offiziell das Museum. 2007 lief der Kooperationsvertrag mit Oberhausen aus. Ein neuer, nur mit der Ludwig-Stiftung geschlossener Vertrag gewährt seither den Zugriff auf die Ludwig-Sammlungen.

Umzug ist vom Tisch

Das Hausgemachte hat nun Vorrang im ehemaligen Bankgebäude, dessen Grundriss mit den über zwei Etagen verteilten kleinen Kabinetten und den beiden großen Räumen erhalten blieb. Der einige Zeit diskutierte Umzug in die Kaserne VI ist vom Tisch. 2011 steht die Sanierung an und "ein Aufzug kommt ins Haus." Denn das Museum soll allen offen stehen, nicht nur den Saarlouisern, sondern auch der Großregion: "Da arbeiten wir dran."

Allerdings könne man, so Wiotte-Franz, der Finanzen wegen, "nur manches zweisprachig machen". In Saarlouis jedenfalls hat sich das Haus dank engagierter Arbeit durchgesetzt. Als Schüler eines Saarlouiser Gymnasium vor einiger Zeit Antworten auf die Frage "Was man in Saarlouis gesehen haben sollte" sammelten, "kam das Museum nach den Festungsanlagen an zweiter Stelle". So was gefällt der Leiterin.

Von Sonntag an zeigt das Museum Saarlouis "Epiphaneia - die geheime Kraft der Bilder von Raffael bis Picasso".

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