Amazon erlebt Sturm der Entrüstung

München. Amazon zieht angesichts der heftigen Kritik an dem Umgang mit Leiharbeitern erste Konsequenzen. Der Internet-Händler trennt sich von einer Sicherheitsfirma, die unter anderem Wohnanlagen für Saisonkräfte in den deutschen Logistikzentren des Konzerns überwachte. Das teilte gestern eine Amazon-Sprecherin mit

München. Amazon zieht angesichts der heftigen Kritik an dem Umgang mit Leiharbeitern erste Konsequenzen. Der Internet-Händler trennt sich von einer Sicherheitsfirma, die unter anderem Wohnanlagen für Saisonkräfte in den deutschen Logistikzentren des Konzerns überwachte. Das teilte gestern eine Amazon-Sprecherin mit.Seit der Ausstrahlung einer ARD-Dokumentation über schlechte Arbeitsbedingungen von Zeitarbeitern in Deutschland erlebt der US-Konzern einen Sturm der Entrüstung. Vor allem im Internet machen viele Kunden ihrem Unmut Luft und drohen mit einem Boykott. Am Wochenende hatte sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in die Debatte eingeschaltet und der Leiharbeitsfirma, die mit Amazon zusammenarbeitet, mit einem Lizenzentzug gedroht. Die Firma selbst lehnte jeden Kommentar ab.

Die Zeitarbeitsbranche will unsaubere Praktiken nicht hinnehmen. "Immer dort, wo illegale beziehungsweise unethische Machenschaften im Zusammenhang mit Zeitarbeitseinsätzen praktiziert werden, distanzieren wir uns ausdrücklich hiervon", sagte der Hauptgeschäftsführer des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), Werner Stolz.

Verdi kritisierte Amazon erneut scharf: Einen ähnlich großen Bedarf an Saisonarbeitern - Amazon verdoppelt zum Weihnachtsgeschäft seine Belegschaft etwa im Logistikzentrum Bad Hersfeld nahezu - gebe es bei keinem anderen Betrieb. Bundesweit beschäftigt Amazon nach eigenen Angaben in den deutschen Logistikzentren 7700 fest angestellte Mitarbeiter und greift zu Spitzenzeiten auf befristete Angestellte und Leiharbeiter zurück. Auch der Kölner Enthüllungsjournalist Günter Wallraff prangerte die Arbeitsbedingungen bei Amazon an. Vor allem Saison- und Leiharbeiter müssten schon bei kleinsten Verstößen mit Repressalien rechnen.

Kritik an den Arbeitsbedingungen im Versandhandel hatte es bereits zuvor gegeben, etwa beim Online-Versandhaus Zalando. Das Unternehmen hat dagegen nach eigenen Angaben Maßnahmen ergriffen. Externe Prüfer sollen demnach die Einhaltung neu entwickelter Sozialstandards überwachen. dpa

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