„Alte Musik ist mehr als eine Nische“

Den Figuralchor der Saarbrücker Ludwigskirche hat Kantor Ulrich Seibert erst im Herbst ins Leben gerufen. Am Sonntag, 22. März, 17 Uhr, stellt sich das junge Ensemble bei den Tagen der Alten Musik im Saarland (Tamis) mit Johann Sebastian Bachs Johannespassion (BWV 245) vor; zusammen mit hochkarätigen Solisten und Musikern der Akademie für Alte Musik im Saarland. SZ-Redakteur Oliver Schwambach sprach mit dem Ludwigskirchenkantor.

Oft wird bei Aufführungen der Johannes-Passion einem Mix aus verschiedenen Fassungen der Vorzug gegeben. Sie haben sich für die eher selten aufgeführte zweite Fassung entschieden. Weshalb?

Seibert: Die zweite Fassung zeigt die größten Veränderungen, die Bach an der Erstfassung von 1724 vorgenommen hat. Nicht allein, dass er die Handlung mit zwei großen Choralbearbeitungen rahmt, und die Passion so in den Choralkantatenjahrgang einpasst, er ersetzt auch eher betrachtende Arien durch eher dramatische. Es entsteht trotz der vielen gleichbleibenden Sätze eine andere, aber dennoch eigenständige und überzeugende Komposition.

Mit Ihrem Figuralchor sind Sie auch bei den Tagen der Alten Musik im Saarland vertreten. Wie schätzen Sie die Bedeutung eines solchen Spezialfestivals ein?

Seibert: Sehr hoch, um es kurz zu sagen. Solche Festivals helfen, dass Musiksparten sich nicht damit begnügen in einer Nische des Musikbetriebes erfolgreich zu sein, sondern sich in einem offenen Dialog dem gesamten Kulturleben stellen. Alte Musik ist nämlich mehr als eine Nische für Zartbesaitete, sie ist eine Einstellung zur Werk- und Wiedergabetreue, die das gesamte Musikleben bereits stark beeinflusst hat und weiterhin beeinflussen wird.

Bei diesem Konzert unterstützen Sie auch Musiker der Akademie für Alte Musik im Saarland. Wie erleben Sie, der Sie noch relativ jung im Amt des Ludwigskirchen-Kantors sind, die Kooperationsbereitschaft hier im Saarland?

Seibert: Die saarländischen Musiker , die bei unserer Johannespassion mitwirken, spielen in der gleichen Liga von Europäischen Alte-Musik-Experten wie die anderen Mitwirkenden von Luxemburg bis Basel. Sie vor Ort zu haben kann man nicht hoch genug schätzen, erlaubt es doch eine Kontinuität des Arbeitens, eine Vertrautheit, die ich mir für ein kreatives Musikschaffen wünsche. Die Kooperationsbereitschaft erlebe ich in Saarbrücken als sehr hoch, alle gehen sehr offen auf mich zu. Ich kann leider nicht mit allen, die dies angeboten haben, noch dieses Jahr kooperieren, hoffe aber, das in den nächsten Jahren tun zu können.

Konzert: 22. März, 17 Uhr, Saarbrücker Ludwigskirche.

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