Alte Musik im Doppelpack: Zwei Tamis-Konzerte

Saarbrücken. Bad Köstritz in Thüringen ist nicht nur als Braustätte eines Biers berühmt, sondern auch als Geburtsort des Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672). Seine Chormusik stand am Freitag im Zentrum des SR-Studiokonzerts in der Daarler Stiftskirche im Rahmen von Tamis

Saarbrücken. Bad Köstritz in Thüringen ist nicht nur als Braustätte eines Biers berühmt, sondern auch als Geburtsort des Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672). Seine Chormusik stand am Freitag im Zentrum des SR-Studiokonzerts in der Daarler Stiftskirche im Rahmen von Tamis. Der Dresdner Kammerchor unter seinem Dirigenten Hans-Christoph Rademann sang Schütz-Vokalwerke, die motivisch mit der Leidenszeit Christi verknüpft sind. A-cappella oder begleitet vom Instrumentalkreis Sirius Viols, ergänzt durch Lee Santana (Theorbe) und Ludger Rémy (Orgel), erklang Passionsmusik in deutscher Sprache, vornehmlich in Luther-Versionen.Bei der A-cappella-Lukaspassion erlebte man einen rezitativisch aufpolierten Evangelienbericht, mit dramatisch wirksamen Turbae-Chören untermischt. Bei Jan Kobow (Tenor) und Felix Rumpf (Bass) als Evangelist und Jesus war vornehmlich Tonhöhen-Sicherheit gefragt - eine besondere Kunst bei diesen weitschwingenden melodischen Linien. In weiteren Evangelien-Dialogen Schütz' kam die Sopranistin Ulrike Hofbauer hinzu, die mit weicher Stimme die Passionsberichte ausschmückte. Besonders die "Litania" oder die "Sieben Worte Jesu" erwiesen sich als harmonienreiche Klangbilder. Der Chor, mitunter aufgeteilt und durch "Favorit-Sänger" bereichert, stellte sich als Spitzen-Ensemble meisterlich ausgewägter Phrasierung vor. pes

Passt das zusammen?

"Alte Musik meets Jazz" hieß es am Samstagabend in der Johanneskirche. Eine ungewöhnliche Idee, die neugierig macht: Klingt das überhaupt zusammen und wie? Unglaublich viele wollten das wissen. Die nicht gerade wenigen Bankreihen in der Johanneskirche reichten für den Ansturm nicht aus, so dass die Veranstalter stapelweise Stühle herbeischleppen mussten.

Als dann Claas Willeke zum Entrée von der Orgel-Empore erste Saxophon-Klänge durch den Raum strömen ließ, zu denen sich eine Blockflöte gesellte, hatte man schon das Gefühl: Das passt gut. Doch war das Konzept dieses Konzerts nicht, einen John Dowland "angejazzt" vorzutragen. Immer im Wechsel brachten ein Jazztrio und Bernhard Stilz' Saarbrücker Blockflötenconsort "Heav(enl)y Woods" samt Laute und Orgel bekannte Jazzballaden und Musik aus Renaissance und Barock zu Gehör. Wobei sich zeigte, dass etwa Dowlands "Come again" und Thad Jones "A child is born" über die Distanz der Jahrhunderte hinweg in Temperament und melancholischer Gefühlslage wunderbar harmonierten. In diesen Wohlklang schmiegten sich optisch auch die Donlon-Tänzer Yamila Khodr und Moon Suk Choi mit geschmeidigen Tanz-Einlagen ein. Der große Clou war, wie die beiden Musik-Ensembles die Übergänge gestalteten: Da schlenderte Willeke gemächlich hinüber zu den Renaissance-Blockflöten, um Palestrinas "Pulchra es amica mea" mit ein paar zarten improvisierten Saxophon-Tupfern anzureichern.

Ein andermal gesellte sich zum strahlenden Sopran Laura Demjan bei Sances "Kantate von der schönen fließenden Träne (Lagrimosa beltà)" Jazz-Sängerin Anne Czichowsky als reizvoll kontrastierende dunkle zweite Stimme. Sie hatte es, wie Kaori Nomura am Flügel, nicht leicht. Gerade bei den Jazzern trübte die hallige Akustik den Hörgenuss beträchtlich. Vom Publikum frenetisch bejubelt, wäre dies ansonsten ein rundum gelungenes Konzert gewesen. sbu

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