Als Unternehmer-Clown zum Milliardär

London · Richard Branson ist Abenteurer, Clown, und Lebemann. Vor allem aber er ist er einer der erfolgreichsten Unternehmer Großbritanniens. Mit schrillen Aktionen zieht er Aufmerksamkeit auf sich.

Wenn Richard Branson über sein Leben als Unternehmer spricht, dann ist das Wort "Spaß" eines der am häufigsten benutzten. Branson ist seit weit über 40 Jahren der Hansdampf in allen Gassen der Londoner City, eine Art Klassenclown der britischen Unternehmer-Gilde. Branson besitzt - meist unter dem Label Virgin - ein Firmenimperium, das von der Fluggesellschaft über einen Telefonanbieter bis hin zum Raumfahrtunternehmen reicht. Der laut Forbes-Liste fast fünf Milliarden Dollar schwere Milliardär mit eigener Privatinsel in der Karibik wird morgen 65 Jahre alt - und denkt nicht im Traum an Ruhestand. "Ich kann mir nicht vorstellen damit aufzuhören, die Dinge zu tun, die ich liebe", sagte Branson. Er wolle die Welt besser machen - mit guten Produkten aber auch gezielten Spenden, mit der Weitergabe von Erfahrung an junge Unternehmer und mit dem Kampf gegen den Klimawandel. Und dabei wolle er Spaß haben.

Branson hat die Öffentlichkeit nie gescheut - im Gegenteil. Er macht sie zum Teil seines Geschäftsmodells. In Großbritannien kennt den Dandy-Typen mit der aschblonden Mähne fast jeder. Auf Pressekonferenzen erscheint er schon mal in kurzen Hosen, in einem seiner Flugzeuge bediente er in Frauenkleidern, als Stewardess verkleidet die Passagiere. Einst seilte er sich von einem Ballon in New York auf den Times Square ab. Nur ein Mobiltelefon seiner Virgin-Marke verdeckte die Scham.

Es gibt aber auch Kritiker. So hält der britische Star-Biograf und Investigativ-Journalist Tom Bower dem Unternehmer in seinem Buch "Branson: Hinter der Maske" vor, gar nicht der kluge Visionär mit dem Gespür für neue Märkte zu sein. Vielmehr hätten seine ausgezeichneten Kontakte zum britischen Establishment ihm viel Geld gebracht - etwa in Form von begehrten Slots auf dem Flughafen London-Heathrow oder ertragstarken Bahnstrecken, die an seine Firma Virgin Trains gingen. Bill Clinton , Tony Blair , die britischen Royals: Wer immer Macht und Einfluss hat oder gehabt hat - Richard Branson ist nicht weit, behauptet Bower. Die Geschäftszweige Bransons liefen besonders gut, die staatlich reguliert seien: Luftverkehr, Bahnverkehr, Telekommunikatio n.

Dass Branson gerne die Schönen, Reichen und Mächtigen um sich schart, ist kein Geheimnis. Menschen mit Einfluss gehen auf seiner Privatinsel Necker Island in der Karibik ein und aus. Prinzessin Diana mit ihren Söhnen William und Harry war dort, Kate Middleton genauso wie Kate Moss und Nelson Mandela . Als Branson einmal auf offener Bühne erklärte, er werde seine Unternehmensgewinne in Höhe von drei Milliarden Dollar für den Klimaschutz spenden, weinten seine Mitarbeiter vor Rührung. Die Spenden folgten dann aber laut Medienberichten in dieser Höhe nich t.

Der Brite hat innerhalb seines Firmenimperiums, das er in den 70ern mit der Plattenladen-Kette Virgin Megastores begründet hatte, viele Rückschläge erlitten. Den größten vielleicht, als 2014 über der Mojave-Wüste in den USA ein Raumfahrzeug seiner Sparte Virgin Galactic explodierte und ein Pilot starb. Ein Rückschlag für Bransons Raumfahrttourismus-Pläne. Sein größter Fehler als Unternehmer sei aber ein ganz anderer gewesen. "Ich habe die Rechte an dem Brettspiel Trivial Pursuit nicht gekauft, weil wir damals zu beschäftigt mit Virgin Records waren."

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