Alle Klippen souverän umsegelt

Saarbrücken · Am Samstag ist das Landes-Jugend-Symphonie-Orchester (LJO) in Saarbrücken aufgetreten: ein herausragendes Konzert.

Was hielt die eröffnende Orchesterfantasie "Romeo und Julia" von Pjotr Tschaikowsky nicht gleich für Klippen parat: Bei den heiklen Bläsereinsätzen der langsamen Einleitung und dem zügigen Wechsel in den rasanten Hauptteil mit seiner wuchtigen Kampfszenerie war an betuliches Sich-Warmspielen kaum zu denken. Das Landes-Jugend-Symphonie-Orchester bestand den schwierigen Parcours problemlos und legte unter Stabführung von Alexander Mayer eine fesselnde Interpretation vor.

Nach einer Rumänienreise und zwei Auftritten am Vortag in Hasborn zeigte sich das LJO am Samstag in der gut besuchten Saarbrücker Congresshalle bestens eingespielt. Die Chemie zwischen dem ersten Gastdirigenten und den Musikern in dieser 64. Arbeitsphase stimmte. Das unterstrichen auch die Abstecher zu Folkloristischem, bei denen die Geigerin Julia Pfister aus Homburg, Mitglied des Bayerischen Staatsorchesters, in den Fokus rückte. Ob bei Béla Bartóks von seinen beispielhaften osteuropäischen Volksliedforschungen profitierender 1. Rhapsodie (1929) oder bei Camille Saint-Saëns' "Havanaise" (1887) mit kubanisch-spanischem Kolorit: Bei Julia Pfister verschmolzen Präzision, Virtuosität, Natürlichkeit und Eleganz zu einer anmutigen Geigenkunst - der Dialog mit dem Orchester gelang vorzüglich. Da konnte auch beim größten Brocken, Johannes Brahms' Zweiter Sinfonie, nicht mehr viel schief gehen. Schön, wie die Instrumentalisten die elastischen und präzisen Bewegungen ihres Leiters umsetzten. Mit Blick für die weiträumige Regie fügte Mayer die Details zu einer im Lyrischen wie im Dramatischen überzeugenden Wiedergabe. Eine Leistung, von der sich manches Profiorchester eine Scheibe abschneiden kann. Stehende Ovationen und Zugaben von Brahms und Verdi.

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