Alfred Gulden, das Medium und der Mops

Dillingen · Im Innenhof des Alten Schlosses, an den mit bordeauxroten Tischdecken drapierten Stehtischen plaudert es sich angenehm. Man kann den Blick von den prächtigen alten Kastanien zu den roten Sandsteinen schweifen lassen, und der Elbling schmeckt ausnehmend gut an diesem Sommerabend, an dem einem Goethes „Verweile doch, du bist so schön“ auf der weinbenetzten Zunge liegt.



Erst als Alfred Gulden, der Akteur dieses Abends, kurz vor acht den Innenhof verlässt, endet der luftige Auftakt. Im weißgetünchten, mit reichlich Stuck verzierten großen Saal im ersten Stockwerk heißt der sichtlich gut gelaunte Schriftsteller, Filme- und Liedermacher einen Mops und die 50 Besucher willkommen. "Heute Abend bin ich das Medium", stellt er klar, wohlwissend, das ihm der zum Stimmen abhanden gekommene Steinway-Flügel nicht zur Verfügung steht. "Ein Programm von der Dauer eines Filmes mit etwas Überlänge", kündigt er an und hält Wort.

In einer Art rekapitulierender Werkschau singt und trägt Gulden stimm-, wort- und dialektsicher Stücke aus seiner mehr als 40-jährigen künstlerischen Laufbahn vor, die alle mit "seinem Winkel", dem Saargau, und dessen besonderer Lage "auf der Grenze" zusammenhängen. Ob auf Hochdeutsch, auf Französisch oder im Saarlouis-Rodener-Platt, also den Worten seiner Mutter und seines einst in der Dillinger Hütte arbeitenden Großvaters: Gulden versteht es, sein saarländisches Selbstverständnis dem Publikum nahezubringen, das ihm kopfnickend und mit spontanen Entgegnungen Tribut zollt. Selbst der laut hechelnde Mops mag ihn, "das Medium", nicht aus der Ruhe zu bringen.

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