Alex Capus und der überspannte Bogen einer unglaublichen Liebe

Saarbrücken. Als Léons Familie in der Kathedrale von Notre-Dame zur Totenmesse zusammengefunden hat, fällt ihnen "die kleine graue Gestalt mit einem leuchtend roten Foulard" auf, die da als Letzte ins Kirchenschiff schlüpft

Saarbrücken. Als Léons Familie in der Kathedrale von Notre-Dame zur Totenmesse zusammengefunden hat, fällt ihnen "die kleine graue Gestalt mit einem leuchtend roten Foulard" auf, die da als Letzte ins Kirchenschiff schlüpft. Das Rätselraten um die Fremde nimmt der Ich-Erzähler - der Enkelsohn des Toten - zum Ausgangspunkt seiner Recherchen über "Léon und Louise", so der Titel des neuen Romans von Alex Capus. Wir ahnen es: Es dreht sich bei der aparten Dame um jene Louise Janvier, mit der das Leben des Großvaters Léon auf höchst ungewöhnliche Weise verknüpft war.Alex Capus, 1961 in der Normandie geboren und seit langem in Olten in der Schweiz ansässig, erzählt die irrlichternde Geschichte einer Liebe, die zwei Weltkriege überdauert und immensen Widrigkeiten ausgesetzt war. Sie handelt von einem verheißungsvollen Anfang und einem glücklichen Ende, dazwischen werfen nicht nur die Auswirkungen der beiden Kriege ihre Schatten auf ein Lebensglück.

Sie sind beide 17, als sie sich in einem kleinen Ort an der französischen Atlantikküste begegnen. Ein Fliegerangriff Ende des Ersten Weltkrieges verletzt die beiden Liebenden schwer, sie halten einander für tot. Léon zieht nach Paris, heiratet, wird Vater. Zehn Jahre später entdeckt er in einem Metrozug seine Jugendliebe Louise wieder. Wiederum eine Dekade später, der Zweite Weltkrieg ist ausgebrochen, erhält Léon schriftlich Nachricht von Louise, die sich bereits an Bord eines Schiffes nach Afrika befindet. Die Briefe Louises gehören zu den schönsten Passagen dieses Romans, der nicht immer seine atmosphärische Dichte hält, dessen Sprache nicht selten unelegant holpert und der manch unglaublich anmutende Wendungen nimmt. jea

Alex Capus: Léon und Louise. Hanser. 315 Seiten, 19,90 €

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