Akustik im Staatstheater wird Chefinnen-Sache

Saarbrücken · Die Sanierung der Bühnentechnik im Saarländischen Staatstheater, die im November abgeschlossen wurde, nimmt die Saarbrücker Intendantin Dagmar Schlingmann zum Anlass, auch die Akustik des Großen Hauses zu optimieren. Sie möchte Besuchern Hilfen zur richtigen Platzwahl anbieten.

Wenn man sich ob mancher Staatstheater-Inszenierung die Augen reibt, hat das mit Herausforderung zu tun und mit Spaß. Aber die Ohren? Bei der ins Schreifach verrutschten Premiere der "Vögel" vor rund vier Wochen im Großen Haus war dies der Fall. Das brachte ein altes Thema bei den Zuschauern wieder ganz nach oben: Hörprobleme, inklusive der Mutmaßung, die von Dagmar Schlingmann engagierten Schauspieler seien der Sprechkunst nicht mächtig. Dass die Intendantin Letzteres gegenüber der SZ weit von ihrem Ensemble weist, versteht sich: "Die Schauspieler sind top ausgebildet. Aber wir machen heute überall in Deutschland ein ganz anderes Theater, spielen nicht mehr nur ins Publikum. Das bringt insbesondere für das Schauspiel im Großen Haus Probleme." Das nicht erst seit der 15-Millionen-Grundsanierung der Bühnentechnik. "Akustische Löcher" im Parkett, sagt Schlingmann, seien seit ganz langer Zeit bekannt inklusive der damit verbundenen Zuschauer-Beschwerden. Die Hoffnung, dass der Bühnen-Umbau die akustischen Defizite des Staatstheaters mitbehebt, erfüllte sich jedoch nicht. Nach Meinung der Intendantin ist der Orchesterklang zwar strahlender geworden, wie sich schon bei der Eröffnungs-Produktion "Tosca" gezeigt habe: "Die Dirigenten und die Musiker sind sehr glücklich", sagt Schlingmann. Aber, so ihr Eindruck: "Die Hörlöcher haben sich verschoben." Wohin, das will die Theaterchefin nun einen Akustik-Experten prüfen lassen. Anvisieren möchte sie die akustische Gesamtverbesserung, für alle Plätze. Doch auch, wenn durch die Analyse durch den Profi nur bestimmte Plätze als schlechte oder besonders gute Hörplätze definiert werden könnten, ergäben sich daraus Verbesserungen für die Besucher. Das Staatstheater könne dann beispielsweise beim Karten- und Abonnement-Verkauf ältere oder hörbehinderte Menschen besser beraten. Schlingmann ist der Ansicht, dass sich in einer immer älter werdenden Gesellschaft Theater mit den Handicaps ihrer Kundschaft aktiv auseinandersetzen müssten. Warum nicht auch Hörhilfen anschaffen? Laut der jüngsten Umfrage, die aus dem Jahr 2009 stammt, sind rund 24 Prozent der Staatstheater-Besucher über 60 Jahre alt.

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