Akademiker mit Meisterbrief

Saarbrücken · Lange sah es nicht so aus, als ob Christian Pfennig in die Fußstapfen seines Vaters Jürgen treten würde. Der Sohn ist schließlich Diplom-Kaufmann. Seit diesem Jahr leitet er aber doch den familieneigenen Malerbetrieb – dank einer nicht alltäglichen Weiterbildung.

 Nach einer akademischen Ausbildung zog es Christian Pfennig wieder zum Handwerk. Foto: Dietze

Nach einer akademischen Ausbildung zog es Christian Pfennig wieder zum Handwerk. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Mit seinem Diplom in Betriebswirtschaftslehre und seiner Ausbildung als Bankkaufmann war er so etwas wie das schwarze Schaf der Familie Pfennig. "Soweit ich das zurückverfolgen kann, waren eigentlich alle in unserer Familie Handwerker ", erzählt Christian Pfennig. Vielleicht war es also die Macht der Gene, die ihn letzten Endes wieder zurück zu den Wurzeln trieb. Denn der 35-Jährige lenkt mittlerweile als Maler- und Lackierermeister die Geschicke des Familienbetriebes Maler Pfennig in Saarbrücken-Schafbrücke. Pfennig ging einen ungewöhnlichen Bildungsweg: den vom Kaufmann zum Handwerker .

Dabei sah es lange nicht so aus, als ob Pfennig den Betrieb seines Vaters irgendwann übernehmen würde. "Das Lernen hat mir immer schon Spaß gemacht und dementsprechend hatte ich auch gute Noten in der Schule", erinnert er sich. Während sein Bruder Andreas bei Vater Jürgen eine Lehre begann, machte Christian nach dem Abitur eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Doch das war ihm nicht genug. 2003 begann er an der Universität des Saarlandes zu studieren. Fünf Jahre später hatte er seinen Diplom Kaufmann in der Tasche. Der Arbeitsmarkt gab wegen der Finanzkrise aber nicht viel her. Also beschloss Pfennig, seinem Bruder in Nordrhein-Westfalen unter die Arme zu greifen. Der hatte mittlerweile geheiratet und sich in Lünen selbstständig gemacht. Christian Pfennig fand einen Job bei der Handwerkskammer (HWK) Dortmund als Weiterbildungsberater und Dozent. "Ich habe dort erzählt, wie man einen Betrieb als Handwerksmeister führt", erklärt Pfennig.

Seit einem Jahr selbstständig

Die Theorie beherrscht er also - und in seiner Kindheit hatte Pfennig auch miterlebt, wie die Arbeit eines Malers am Bau aussieht. Als Vater Jürgen 2010 gesundheitlich etwas angeschlagen war, entschied er sich, den Familienbetrieb zu übernehmen. "Ich wollte mich schon immer selbstständig machen. Im Handwerk geht das vergleichsweise einfach", sagt Pfennig. Die Reaktionen in seinem näheren Umfeld auf den nicht alltäglichen Schritt waren gemischt. Doch für ihn stand der Entschluss fest. Er machte seine Gesellenprüfung - als Jahrgangsbester. Er machte seine Meisterprüfung - als Jahrgangsbester. "Ich bin ja einiges an finanziellem und beruflichem Risiko eingegangen. Von daher musste ich bestehen und habe mich dementsprechend auch dahintergeklemmt", verrät Pfennig. Im Januar dieses Jahres hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen.

"So etwas kann man nur machen, wenn man es wirklich will", sagt Pfennig, der im Büro von seiner Frau Verena unterstützt wird. Dort verbringt er etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit, die andere Hälfte ist er bei den Kunden. 50-Stunden-Wochen sind die Regel. "Es gab auch schon Wochen, da waren es über 70 Stunden", sagt Pfennig. Bereut hat er aber nichts.

Ein besonderes Augenmerk legt Pfennig auf die Internet- und Facebook-Seite des Maler-Betriebs, die immer aktuell ist. Pfennig: "Gerade am Anfang muss man da viel Zeit investieren, aber mittlerweile haben wir über die sozialen Netzwerke auch schon einige Aufträge bekommen." Aufträge hatten er und seine neun Mitarbeiter im ersten Jahr unter seiner Regie reichlich. "Wir sind zufrieden", sagt Pfennig, der auch im Vorstand der Maler- und Lackiererinnung des Saarlandes sitzt. Und wenn es zu viel wurde, half Vater Jürgen auch immer noch gerne mit aus. Der dürfte nun sehr stolz auf seinen Sohn sein - das ehemalige schwarze Schaf der Familie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort