Aigner attackiert Discounter

Frau Ministerin, das Thema Klimaschutz wird auf der Grünen Woche eine wichtige Rolle spielen

Frau Ministerin, das Thema Klimaschutz wird auf der Grünen Woche eine wichtige Rolle spielen. Welchen Beitrag erwarten Sie von der Landwirtschaft?Aigner: Die Landwirtschaft ist sich bewusst, dass sie Ursache und Lösung zugleich ist: Lösung, weil wir die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft in den zurückliegenden Jahren deutlich gesenkt haben und weil Wälder und Wiesen erhebliche Mengen Kohlendioxid binden. Natürlich bleibt der Agrarsektor auch ein Verursacher: Die Produktion hochwertiger Lebensmittel setzt seit jeher Treibhausgase frei - dies wird sich nie ganz vermeiden lassen. Doch mit Hilfe effizienterer Produktionsverfahren, moderner Technik und verbesserter Fütterung lassen sich die Klimafolgen weiter reduzieren.Ein Viertel der Treibhausemissionen entstehen bei der Produktion von Lebensmitteln - wären gesetzliche Auflagen nicht sinnvoll?Aigner: Diese Zahl halte ich für überzogen. Nach der offiziellen Statistik hat die Landwirtschaft an den gesamten deutschen CO2-Emissionen, die wir weiter reduzieren müssen, einen Anteil von rund sechs Prozent. Außerdem gibt es für die Landwirtschaft bereits umfangreiche Auflagen für die Luftreinhaltung und den Gewässer- und Bodenschutz, die auch für den Klimaschutz gut sind. Die Frage ist doch auch: Wo ziehen wir den Trennstrich? Lässt sich eine Klimabilanz für den vielschichtigen Agrarbereich überhaupt seriös berechnen? Oft hinken die Vergleiche. Wer bei der Landwirtschaft die Düngemittel-Produktion und Viehtransporte hinzurechnet, müsste dann beim Straßenverkehr auch den Straßenbau, das Tankstellennetz und die Automobilproduktion einbeziehen.Was erwarten Sie vom Verbraucher?Aigner: Gerade im Vorfeld der Grünen Woche werde ich von vielen Bürgern gefragt: Wie kann ich mich umweltbewusst ernähren? Ich setze mich als Ernährungsministerin in verschiedensten Initiativen für eine umfassende Information der Verbraucher ein. Aber ich schreibe niemandem vor, was er zu essen oder zu trinken hat. Klar ist: Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören Obst und Gemüse ebenso wie Milch, Fleisch, Fisch, Nudeln oder Kartoffeln. Wenn wir uns alle vielseitig und gesund ernähren, saisonale und regionale Produkte nutzen, ist das auch ein erheblicher Beitrag für mehr Klimaschutz.Im vergangenen Jahr hat sich die Landwirtschaft trotz Wirtschaftskrise als relativ stabil erwiesen. Wie wird 2010?Aigner: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird sich unvermindert fortsetzen. Aufgabe der Politik ist es, bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um möglichst vielen wettbewerbsfähigen Betrieben in Deutschland eine Zukunft zu sichern. Auch wenn viele Preise für Agrarprodukte gegenwärtig wieder etwas anziehen - in der Landwirtschaft sind die Schwankungen extremer als in anderen Bereichen der Wirtschaft. Ich hoffe, dass sich die Lage weiter stabilisiert. Um den Bauern in der Krise zu helfen, haben Union und FDP ein 750 Millionen Euro schweres Sonderprogramm auf den Weg gebracht, das mein Haus gegenwärtig mit Hochdruck umsetzt.Wie werden sich denn die Preise bei Lebensmitteln in Deutschland entwickeln?Aigner: Es ist schwer bis unmöglich, hier seriöse Prognosen abzugeben. Zumal der Wettbewerb zwischen den großen Discountern immer härter, zum Teil auch immer rücksichtsloser wird. Ich sage das auch mit Blick auf unsere Landwirte, von denen einige Herren in den Chefetagen der Handelskonzerne offenbar erwarten, dass sie Top-Qualität zu Dumpingpreisen liefern. Das funktioniert nicht. Es muss klar sein: Wenn nur noch der niedrigste Preis regiert, geht das nicht nur zu Lasten der Landwirte, sondern früher oder später auch zu Lasten der Qualität und damit der Verbraucher.

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