Ärger über Max-Bahr-Demos

Kirkel/Hamburg · Während in Hamburg Mitarbeiter für eine Max-Bahr-Lösung mit Hellweg demonstrieren, herrscht in Kirkel Verärgerung. Der dortige Betriebsrat beklagt ein sehr einseitiges Engagement des Gesamtbetriebsrats.

Hunderte Mitarbeiter von Max Bahr haben in Hamburg gestern für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Nachdem die Rettung von Max Bahr durch die Hellweg-Gruppe gescheitert war, boten die Mitarbeiter nun sogar einen Gehaltsverzicht an, um Max Bahr zu retten.

In Kirkel jedoch wecken diese Demonstrationen Unmut. Schon seit Wochen ist bei den saarländischen Praktiker-Betriebsräten der Eindruck entstanden, dass der Gesamtbetriebsrat sehr einseitig Hamburger Interessen verfolgt. Das habe sich auch im Gläubigerausschuss gezeigt, sagt Markus Dönneweg, der als Anwalt den Betriebsrat in Kirkel vertritt. "Dort wurde für die Hellweg-Lösung gestimmt, obwohl das damalige Angebot von Globus deutlich mehr Arbeitsplätze gerettet hätte", sagt Dönneweg. Auch die jetzigen Demonstrationen und den angebotenen Gehaltsverzicht sieht Dönneweg kritisch: "Einen Gehaltsverzicht anzubieten, ohne dass es ein schlüssiges Konzept gibt, ist schlichtweg nicht sinnvoll." Ähnliche Aktionen hatte es vonseiten des Betriebsrats nicht gegeben, als das Globus-Konzept zugunsten von Hellweg ausgeschieden war.

Das Konsortium um die Baumarkt-Kette Hellweg wollte 73 Max-Bahr-Bestandsmärkte übernehmen, war aber im letzten Moment gescheitert, weil Hellweg nicht bereit war, eine Konzerngarantie im dreistelligen Millionenbereich für die Mieten der Märkte abzugeben. Daraufhin waren die Verhandlungen mit dem insolventen Vermieter Moor Park gescheitert. Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder hat nun eine Einzelvermarktung der Standorte angekündigt.

Wie ein unserer Zeitung vorliegendes Schreiben der Royal Bank of Scotland an den Insolvenzverwalter von Moor Park zeigt, war nicht nur die Konzerngarantie ein Knackpunkt in den Verhandlungen. Die Bank ist Hauptgläubiger von Moor Park und hatte die Übernahme der Immobilien von Max Bahr 2007 finanziert. Es sei "eine Reihe von Fragen" zur Durchführbarkeit der geplanten Transaktion, aber auch der "Finanzierung sowie der kommerziellen Nachhaltigkeit des zukünftigen Geschäftsbetriebs" unbeantwortet geblieben, schreibt die Bank in dem Brief vom 14. November, in dessen Folge die Übernahme von Max Bahr durch Hellweg als gescheitert erklärt wurde. Auch habe es keine Einigung über Instandhaltungslösungen für die Märkte gegeben. Ob Max Bahr trotz des Scheiterns noch gerettet werden kann, bleibt offen. Vergangene Woche hatte die saarländische Globus-Gruppe ihr Interesse noch einmal erneuert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort