Adam Opel setzt auf Opel Adam

Eisenach. Trübsal in Bochum, Freude in Eisenach: Heute startet der Autobauer Opel in seinem Thüringer Werk die Serienfertigung des Kleinwagens Adam. Das sichert erstmal Arbeitsplätze im jüngsten deutschen Opel-Werk - während dem 50 Jahre alten Standort im Ruhrgebiet ab 2016 das Aus droht. Geht es nach dem Opel-Management, haben die Jobs in Eisenach lange Bestand

Eisenach. Trübsal in Bochum, Freude in Eisenach: Heute startet der Autobauer Opel in seinem Thüringer Werk die Serienfertigung des Kleinwagens Adam. Das sichert erstmal Arbeitsplätze im jüngsten deutschen Opel-Werk - während dem 50 Jahre alten Standort im Ruhrgebiet ab 2016 das Aus droht.Geht es nach dem Opel-Management, haben die Jobs in Eisenach lange Bestand. Denn der 3,70 Meter kleine Stadtflitzer ist ein Hoffnungsträger, betont ein Sprecher der Adam Opel AG: "Der Adam wird kein Nischenmodell sein. Er wird ein Volumenmodell für Opel werden."

Das Fahrzeug mit den vielen Gesichtern - Opel spricht von zigtausenden Variationsmöglichkeiten innen wie außen je nach Kundengeschmack - ist Teil des Unternehmensplans "Drive Opel 2022". Interims-Chef Thomas Sedran prophezeite: "Wir werden eine ganze Reihe von neuen Fahrzeugen in den Markt bringen, mit denen wir Lücken in unserem Portfolio schließen und in Wachstumssegmente vorstoßen."

Der Adam ist nach dem kompakten Geländewagen Mokka und vor dem Cabriolet Cascada der zweite Wagen, der die Lücken im Opel-Angebot schließen und vor allem junge Käufer ansprechen soll. Das Unternehmen bewirbt den Kleinwagen als Lifestyle-Stadtflitzer. Er soll mit Modellen wie Mini oder Fiat 500 um die Gunst der Kunden kämpfen. Keine Frage: Der Adam soll auch das angestaubte Image der Marke verbessern.

190 Millionen Euro investierte die schwächelnde Tochter des US-Riesen General Motors (GM) in Eisenach. Doch ob der Adam den Standort tatsächlich auf Dauer sichern wird, ist offen. Denn GM wird ungeduldiger mit den Europäern: Allein für 2012 erwartet der Konzern wegen der tiefen Absatzkrise einen operativen Verlust in Europa von bis zu 1,4 Milliarden Euro. Frühestens zur Mitte des Jahrzehnts rechnet GM mit einer schwarzen Null vor Sonderkosten. Trotzdem gibt sich GM-Vize Steve Girsky zuversichtlich und strebt 2013 trotz schrumpfenden Markts stabile Verkäufe über der Millionen-Marke an. Vor allem die neuen Modelle würden helfen, den Marktrückgang zu kompensieren.

Die Zukunft der deutschen Werke bleibt aber offen: Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug fordert ein klares Bekenntnis zum Standort: "Ohne Fertigung in Deutschland wird es keinen Erfolg geben."

Die Arbeitnehmervertreter wollen die Jobs auch dadurch sichern, dass Wagen der Schwestermarke Chevrolet für den europäischen Markt in Opel-Fabriken statt in Korea gebaut werden. Auch den Mokka, der seit Oktober in den Autohäusern steht und für den Anfang Januar mehr als 67 000 Bestellungen vorlagen, will der Betriebsrat so bald wie möglich von Asien nach Europa holen.

Davon könnten erneut das 20 Jahre alte Werk Eisenach und seine 1600 Beschäftigten profitieren. Aktuell teilen sie sich die Corsa-Fertigung mit Kollegen im spanischen Saragossa. Würde der Mokka künftig in Spanien gefertigt, könnte Eisenach einen größeren Teil der Corsa-Produktion übernehmen.

Meinung

Das Handicap bleibt bestehen

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Diesem Auto ist der Erfolg von Herzen zu wünschen. Opel braucht dringend den Befreiungsschlag, um die Dauerkrise zu beenden. Während die Modelloffensive grundsätzlich eine gute Idee ist, bleibt das Handicap, dass Opel beim Absatz primär auf Europa beschränkt ist - und entsprechend hart unter den Problemen der Euro-Zone leidet. Solange die US-Mutter GM ihre Euro-Tochter klein und von den lukrativen Märkten fern hält, wird sich das nicht ändern. In diesem Zusammenhang hat auch das jüngst aufgekommene Gerücht Charme, Opel könne mit Peugeot zusammengehen. Wenn sie sich unterstützen, lernen vielleicht auch zwei Fußkranke gemeinsam wieder laufen.

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