Ach Nina, wie haste dir vaändat!

Trier. Die älteren Leser werden sich erinnern: Nina Hagen war einst nicht für schräge Auftritte in Talkshows bekannt, sondern als Sängerin, die mit obszönen Texten, gewaltiger Stimme und exaltiertem Auftreten das Spießertum schockierte. Um sich geschart hatte sie Ende der 70er Jahre jene hervorragenden Musiker, die später als die Band Spliff großen Erfolg hatten

 Nur noch äußerlich eine Exzentrikerin: Nina Hagen (55). Foto: SZ

Nur noch äußerlich eine Exzentrikerin: Nina Hagen (55). Foto: SZ

Trier. Die älteren Leser werden sich erinnern: Nina Hagen war einst nicht für schräge Auftritte in Talkshows bekannt, sondern als Sängerin, die mit obszönen Texten, gewaltiger Stimme und exaltiertem Auftreten das Spießertum schockierte. Um sich geschart hatte sie Ende der 70er Jahre jene hervorragenden Musiker, die später als die Band Spliff großen Erfolg hatten. Die Mischung aus exzentrischer Frontfrau und packender Musik machte die Hagen damals zum Star. Nun tritt die 55-Jährige wieder in ihrem ursprünglichen Metier auf - allerdings ist von den wilden Anfangsjahren zumindest musikalisch nichts mehr übrig geblieben. Was die geschätzten 500 Zuhörer am Samstagabend in den Trierer Kaiserthermen zu hören bekamen, war zu großen Teilen biedere Kost, garniert mit der nach wie vor schrillen Chanteuse. Gründe für den Wandel liegen wohl im Fehlen guter Songschreiber im Umfeld der Hagen sowie der Hinwendung der Sängerin zum Christentum. Das Repertoire des Gastspiels beschränkte sich demnach auf Cover-Versionen, Gospel-Songs und friedensbewegte Evergreens wie "We shall overcome" oder "Hava nagila". Echte Euphorie wollte da nicht aufkommen unter dem progressiv wirkenden Publikum. Konstant geblieben ist bei Nina Hagen nur das Äußere sowie die Exzentrik in der stimmlichen Interpretation. Da wird gewimmert, geraunzt und geröhrt wie eh und je, egal, ob es nun christliche oder pazifistische Themen sind, die besungen werden. Als Parodie würde das prima durchgehen - die Berlinerin jedoch nimmt ihre Mission leider bitterernst. Man mag bewundern, wenn Musiker nicht auf Gedeih und Verderb ihre einstigen Erfolge aufwärmen. Bei Hagen aber ist es einfach schade. sedi

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