Abschied von der Telefondose rückt näher

Berlin. Es herrschte Goldgräberstimmung im Sommer 2000, als die UMTS-Frequenzen für schnelles Internet über Mobilfunk für rund 100 Milliarden Mark versteigert wurden. Doch schnell folgte die Ernüchterung: Es dauerte Jahre, ehe die ersten UMTS-Netze den Betrieb aufnahmen. Im April steht eine neue Auktion an: Die Frequenzen für das Mobilfunknetz der vierten Generation (4G) werden vergeben

Berlin. Es herrschte Goldgräberstimmung im Sommer 2000, als die UMTS-Frequenzen für schnelles Internet über Mobilfunk für rund 100 Milliarden Mark versteigert wurden. Doch schnell folgte die Ernüchterung: Es dauerte Jahre, ehe die ersten UMTS-Netze den Betrieb aufnahmen. Im April steht eine neue Auktion an: Die Frequenzen für das Mobilfunknetz der vierten Generation (4G) werden vergeben. Wie das die Kommunikation revolutionieren soll, wollen die Mobilfunkfirmen auf ihrer Branchenschau Mobile World Congress ab Montag in Barcelona demonstrieren. Die Long Term Evolution (LTE), also "Langfristige Entwicklung" genannte Technik stellt einen neuen Schritt dar, denn erstmals steht beim Mobilfunk nicht mehr das Telefonieren im Mittelpunkt. Ausgerichtet ist die Technik auf die Übertragung von Daten, die bis zu 100 Mal so schnell sein soll wie bisherige DSL-Internetanschlüsse. Auch das Telefonieren läuft dann über das Internet. Die neuen Frequenzen haben für Verbraucher und Unternehmen große Vorteile: Mit einem Sendemast lassen sich deutlich größere Bereiche abdecken. Das macht den Netzaufbau billiger, und ländliche Gebiete können einfacher und besser mit schnellem Internet versorgt werden. Das strebt auch die Bundesregierung an: Der Veranstalter der Auktion, die Bundesnetzagentur, schreibt den Gewinnern der Auktion vor, als erstes die weißen Flecken in Deutschland zu berücksichtigen, also die Orte zu versorgen, die bislang überhaupt keinen schnellen Zugang zum Internet haben. Doch auch in den großen Städten dürfte die neue Mobilfunk-Generation nicht lange auf sich warten lassen. Mit diesem Schritt könnte LTE den Telekommunikations- und Internetmarkt dann revolutionieren: "Mit LTE werden Mobilfunknetzwerke eine echte Alternative zu DSL oder Kabelanschluss", sagt Herbert Merz, Mitglied im Hauptvorstand des Branchenverbandes Bitkom. Dazu dürfte beitragen, dass die neue Technik nicht nur als schnell, sondern auch als deutlich stabiler als bisherige Handynetze gilt. Und da Beobachter mit einem Preiskampf um die Kunden rechnen, dürfte sich für diese bald die Frage stellen, ob die Kosten für den Anschluss in der Wand sich zusätzlich zum Handyanschluss wirklich noch lohnen. Der Unterschied in der Kommunikation zwischen zu Hause und unterwegs dürfte dann aufgehoben sein. Damit stellt sich nur noch die Frage, wie schnell es LTE geben wird. Die Chancen für einen baldigen Start stehen gut. In Stockholm, Oslo und Innsbruck gibt es erste LTE-Testnetze. Auch an der Hardware sollte es nicht scheitern: LTE-Surfsticks für die Internetanbindung von Computern gibt es schon heute, und Ende des Jahres seien die auch zu vernünftigen Preisen zu haben, sagt Merz voraus. Dann soll LTE auch in Deutschland starten.

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