Ab heute gelten für Lebensmittel neue Kennzeichnungsvorschriften

Der Verbraucher soll nicht länger im Dunkeln tappen, wenn er zu verpackten Lebensmitteln greift. Das ist das Ziel der neuen Lebensmittel-Kennzeichnung, die heute in Kraft tritt. SZ-Korrespondent Detlef Drewes hat die wichtigsten Informationen zusammengestellt.

Neue Angaben auf den Verpacken - ist das Kunden wichtig?

Studien zufolge liest der Kunde tatsächlich intensiv die Angaben zu Inhaltsstoffen, Zutaten, Tierschutz, regionaler Herkunft und gentechnikfreier Produktion. Auch die Kalorienzahl erscheint vielen wichtig. Diese Informationen werden aber vorwiegend im Geschäft genutzt. Zuhause liest kaum noch jemand nach.

Was sind denn die entscheidenden Neuerungen?

Vereinfacht gesagt muss auf der Verpackung stehen, was drin ist. Wenn die Pizza mit Käse-Imitat belegt wurde, soll der Kunde das erfahren. Bei raffinierten pflanzlichen Ölen und Fetten reichte es bisher aus, sie als "Pflanzenöl" oder "Pflanzenfett" zu bezeichnen. Künftig muss auch die botanische Herkunft (also "Kokos") angegeben werden. Zusammengeklebte Fleischstücke benötigen einen entsprechenden Hinweis. Das Gleiche gilt für Fleisch und Fisch, die übermäßig mit Wasser aufgespritzt wurden. Wenn Nano-Technik bei der Herstellung benutzt wurde, hat der Produzent dies anzugeben. Enthält ein Produkt Koffein, muss dies gesagt werden. Es geht also um Transparenz und Klarheit.

Werden diese Angaben nicht im Kleingedruckten verschwinden?

Nein, denn auch die Schriftgröße für die Hinweise ist geregelt. Sie muss mindestens 1,2 Millimeter betragen, bei kleineren Verpackungen 0,9 Millimeter.

Allergiker sollen von den neuen Vorschriften besonders profitieren. Wieso?

Die 14 wichtigsten Auslöser von Allergien oder Unverträglichkeiten müssen im Zutatenverzeichnis aufgeführt werden. Dazu zählen glutenhaltiges Getreide, Krebstiere, Eier, Fische, Erdnüsse, Sojabohnen, Milch, Schalenfrüchte, Sellerie, Senf, Sesamsamen, Schwefeldioxid und Sulfide, Lupinen und Weichtiere. Angaben darüber sollen auch bei unverpackter Ware, die in Metzgereien oder beim Bäcker angeboten wird, für den Kunden verfügbar sein.

Was ist, wenn jemand privat für eine öffentliche Feier oder für den Kindergeburtstag einen Kuchen backt. Muss man dann auch die Inhaltsstoffe auflisten?

Nein. Das ist eine von vielen Legenden, die sich um diese neue Kennzeichnungspflicht ranken. Es heißt in den Vorschriften ausdrücklich: "Der Verkauf von Lebensmitteln durch Privatpersonen" oder "das gelegentliche Anbieten von Lebensmitteln" ist von den Regeln ausgenommen. Auch für Wohltätigkeitsveranstaltungen sowie "Märkte und Zusammenkünfte auf lokaler Ebene" gelten die Auflagen nicht.

Kann ich als Kunde künftig auch mehr Angaben über die Herkunft von Lebensmitteln bekommen?

Ja. Bei Lebensmitteln müssen generell das Herkunftsland oder der Ursprungsort genannt werden. Ab April 2015 gilt für unverpacktes oder vorverpacktes Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch eine Pflicht zur Nennung des Aufzucht- und Schlachtortes.

Warum hat man sich nicht auf ein einfach zu erkennendes Symbol wie eine Ampel verständigt?

Es gab anfangs tatsächlich viele Befürworter der Ampellösung. Doch Ernährungsexperten warnten vor dem Versuch, die vielfältigen Informationen durch ein solches Symbol zu vereinfachen. Ernährung sei zu komplex, als dass solch simple Symbole für eine Bewertung ausreichen.

Meinung:
Was man isst...

Von SZ-Korrespondent Detlef Drewes

Das Paket ist eine Antwort - auf Lebensmittelskandale, auf falsche Werbeversprechen und ungenaue Etikettierungen, auf bunte Bildchen auf der Verpackung, die nur wenig mit dem Inhalt zu tun haben. Dass das Ergebnis nicht alle befriedigt, mag sein. Aber es kann sich sehen lassen. Wer Informationen für eine ausgewählte oder auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmte Ernährung sucht, wird sie finden. Nur so ist das geschwundene Vertrauen der Kunden in Nahrungsmittel wieder herstellbar, das durch die vergangenen Skandale erschüttert wurde. Doch es bleibt Sache des Käufers, diese Informationen zu nutzen. Die Entscheidung über eine gesunde Ernährung trifft weiterhin er selbst.

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