Arbeitsgruppe soll Ideen liefern Die Männerpartei FDP will weiblicher werden

BERLIN (dpa) „Ich sehe mich als Macho. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin dafür, dass alle gleiche Rechte haben. Aber Männer können keine Feministen sein“, gab FDP-Vize Wolfgang Kubicki jüngst zum Besten. Und quasi als Bestätigung spielte er in einem „Spiegel“-Gespräch mit dem Erotik-Model Micaela Schäfer auf einen heftig umstrittenen Spruch von Rainer Brüderle vor der Bundestagswahl 2013 an: „Ich müsste Frau Schäfer nicht sagen, dass sie ein Dirndl ausfüllen kann, das weiß sie.“

Es sind wohl solche Sprüche, die FDP-Chef Christian Lindner auf die Palme bringen. Sie zeigen ihm, dass es in der FDP nach wie vor eine große Männerdominanz gibt, und Macho-Sprüche – trotz der schlechten Erfahrungen des damaligen FDP-Fraktionschefs Brüderle mit Herrenwitzen – keine Seltenheit sind. „Auch in meiner Partei hört man gelegentlich noch onkelhafte Macho-Sprüche, die junge Frauen und Männer gleichermaßen irritieren. Wir sind nicht frei davon, dass es männlich geprägte Netzwerke gibt“, sagt Lindner.

Einige attraktive Frauen an der Spitze von Landesverbänden wie Lencke Steiner in Bremen oder Katja Suding in Hamburg reichen nicht aus, um das Problem anzugehen. Im Gegenteil: Das Aussehen der Frauen fiel der FDP damals auf die Füße. Als sich die Partei nach der Wahlschlappe im Bundestag 2013 in den Ländern neu aufstellte, wurde ihr unterstellt, auf die Attraktivität der Kandidatinnen mehr Wert zu legen als auf Inhalte.

Es ist ein grundsätzliches Problem der insgesamt eher konservativ aufgestellten FDP. Ihr Frauenanteil liegt bei 22 Prozent. Und das Ungleichgewicht nimmt weiter zu. „Wir haben bei der Mitgliederentwicklung sehr positive Zahlen, die uns freuen“, sagt der FDP-Chef. „Aber es kommen weit überwiegend Männer. Durch dieses Ungleichgewicht droht der Frauenanteil eher zu sinken.“ Die Liberalen müssten sich selbstkritisch die Frage nach der parteiinternen Geschlechtergerechtigkeit stellen. In der Tat hat die FDP trotz ihres heftig kritisierten Ausstieges aus den Jamaika-Sondierungen eine positive Entwicklung bei ihrer Mitgliederzahl registrieren können. Selbst im Dezember, dem Monat nach dem Jamaika-Aus, sind nach FDP-Angaben 1200 Menschen in die Partei eingetreten. Anfang des Jahres lag die Zahl bei gut 63 000 Mitgliedern. Seit Ende November hat es demnach auch einen Schub bei den Spenden gegeben.

Doch Lindner mahnt seine Partei: „Wenn wir 2021 in Deutschland einen Richtungswechsel erkämpfen wollen, dann müssen wir die Zeit bis dahin nutzen, um noch besser zu werden.“ Die nächste Etappen bis zur Bundestagswahl 2021 sind im Herbst die Wahlen in Hessen und vor allem in Bayern, wo die Liberalen künftig mitregieren wollen. In dieser Auseinandersetzung dürfte Lindner die männerdominierte Führungsmannschaft von CSU-Chef und Innenminister Horst Seehofer gelegen gekommen sein. „Das ist so aus der Zeit gefallen. So wollen wir nicht sein“, warnt er. Mit ihren Programmpunkten moderne Gesellschaftspolitik, beste Bildung und flexible Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei die FDP „eigentlich die beste Wahl für Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führen“, argumentiert Lindner. „Frauen, die nicht linke Wirtschaftspolitik und ideologisierte Gender-Politik wählen wollen, aber zugleich auch die alten Rollenbilder der CSU ablehnen, sollten als Neumitglieder die FDP stärken und Einfluss nehmen.“

Bis zum Parteitag Mitte Mai soll eine jetzt nach Ostern ad hoc einzurichtende Arbeitsgruppe Vorschläge unterbreiten, wie die FDP weiblicher werden kann. Dann wird sich zeigen, wie weit und vor allem wie schnell die männerdominierte FDP ihrem Parteichef folgen wird.

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